Freitag, September 24, 2010

Lippstadt - die ewige Warteschleife

Güterbahnhof, Südertor, Kombibad, Tangente und Co. - immer wieder nett, wie darüber in MGH berichtet wird. Heute jedoch erstaunt die Berichterstattung mich. Wir erinnern uns: Neben dem ewigen Güterbahnhofthema wird auch noch seit geraumer Zeit das Südertor Ost diskutiert.
Die Stadtverwaltung signalisiert mal wieder Aktionismus:

"Die Verwaltung zog sämtlich Register, um das millionenschwere Vorhaben auf dem Gelände am Südertor-Ost auf den Weg zu bringen. Bürgermeister Christof Sommer wörtlich: „Wir haben mit dem Investor einen Partner gefunden, der sein Vorhaben schnell umsetzen möchte. Damit kann die Stadt ein deutliches Zeichen setzen, das es in dem Bereich voran geht.“"

Aber, oh Wunder...oder auch doch nicht: Einige Parteien, sprich eigentlich alle außer der CDU, ziehen die temporäre Reißleine. Von intensiver Bürgerbeteiligung ist da die Rede, von Diskussionsbedarf...und die Grünen wollen das Ding eigentlich sowieso nicht. Was ist eigentlich mit der BG?

Bürgerbeteiligung.....heute kommt dieses gemeine Wort unseren Kommunalpolitikern so locker über die Lippe wie das besagte Bier.

Und auch Frau Bartmann-Salmen ist nach einer wundersamen Wandlung vom Saulus zum Paulus wieder am Start. Gerade die Politikerin, die bei der Diskussion um den Güterbahnhof durch merkwürdigste Diffamierungen der Bürgerinitiative glänzte, fordert nun vollmundig mehr Bürgerbeteiligung.

"Noch nicht zustimmen wollten die Christdemokraten, wie deren Sprecherin Hannelore Bartmann-Salmen verdeutlichte. Zugleich erhob sie die Forderung nach einer intensiven Bürgerbeteiligung, während die Verwaltung nur ein vereinfachtes Verfahren vorgesehen hatte."

Upps...ich bin irritiert, verwundert und - wenn ich ehrlich bin - will ich das alles nicht so recht glauben. Die führen doch was im Schilde.

Weiter lese ich, dass Lippstadt in Hinblick auf die Mitbewerber Soest und Paderborn aufrüsten müsse. Ok, was Soest angeht, kann ich das verstehen, aber wer ist nur auf die abstruse Idee gekommen, Lippstadt könne sich mit Paderborn messen?
Und: Eine weitere Ansiedlung von REWE uind Lidl erweitert wohl kaum das Sortiment der Innenstadt. Erst hieß es, es fehle im Innenstadtbereich ein Lebensmittelgeschäft, was ja auch den Tatsachen entspricht - nun soll nicht nur ein solches Geschäft gebaut werden, nein, es sollen gleich 2 - 3 Lebensmitteldiscounter an der Start und die auch noch konzentriert am Südertor. Hmm...
Und ob eine weitere Drogeriefiliale die Käufer aus Paderborn und Soest in Scharen nach LIppstadt treibt, wage ich zu bezweifeln.

Die Krux folgt am Ende des Artikels:

"Die Planungen für den Bereich des ehemaligen Güterbahnhofs sollen nach Angaben von Bürgermeister Christof Sommer weitergehen und durch das Vorhaben Südertor-Ost nicht beeinträchtigt werden. Vielleicht kommt neben der HLG aus Münster jetzt aber mit Sontowski & Partner sogar ein neuer Investor für den Bereich ins Gespräch, wenn es eine europaweite Ausschreibung gibt. Wie Heinz Fastabend andeutete, müsse man sich in Lippstadt sowieso Gedanken um die Konzeption für den ehemaligen Güterbahnhof machen, nachdem Kaufland als Mieter nicht mehr zur Verfügung stehe. Aus Sicht von S & P sei das Gelände am ehemaligen Güterbahnhof jedenfalls nicht „uninteressant“."

Na, da haben wir doch den Salat. Im Klartext ist das einstige Projekt Güterbahnhof schon lange gestorben, was unsere werten Kommunalpolitiker fein für sich behalten. Soviel zum Thema Bürgerbeteiligung - nix ist es damit. Da soll wohl der Bürger mal wieder veräppelt werden, denn in den stillen Fraktionskämmerlein werden wohl ganz andere Dinge ausgekungelt.

Von hinten durch die Brust ins Auge will man nun wohl einen neuen Investor salonfähig machen. Was ist denn mit dem alten Investor passiert? Kein Interesse mehr?
Startet die Stadt nun einen Ausverkauf? Klingt ja fast schon nach ziemsscher Mentalitzät - Hauptsache Umsatz. Frei nach der Devise: Wollt ihr das Südertor ost bebauen, dann bekommt ihr im Paket gleich den Güterbahnhof dazu, den werden wir nämlich nicht mehr los.
Bürgerbeteiligung - da kann ich nur müde lächeln.

Samstag, September 04, 2010

schonende Vorbereitung auf das Debakel

Fand sich der Hinweis auf den drohenden Untergang des Güterbahnhofprojektes noch vor einigen Tagen am Ende des Artikels, werden nun langsam größere Geschütze aufgefahren.
In MGH heißt es heute auch Seite 3 ganz offen am Artikelanfang:

"Die Chancen für eine Realisierung des geplanten Einkaufszentrum(sic) auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs werden zunehmend geringer."

Ok, die Katze ist nun fast aus dem Sack. Zwar redet der Bürgermeister noch vom Gegenteil, aber das glaubt ja eh keiner mehr. Klar ist für Herrn Sommer, dass eine Erschließung stattfindet. Naja, damit hat er ja nicht gesagt, was konkret denn nun auf dem Gelände passieren soll. Und mir kann keiner erzählen, dass noch irgendein Lebensmittelladen an den Güterbahnhof geht, wenn vorne am Südertor schon einer steht. Wer soll denn die ganzen Lebensmittel kaufen? Leiden wir momentan Hunger? Müssen sich die Lippstädter um Brot und Milch prügeln?

Ich vermute mal eher, dass in den nächsten Wochen immer häufiger fein lancierte Artikel das Ende des Betonkastens Häppchen für Häppchen unter die Bürger bringen sollen. Und am Ende wird es heißen, dass die besonnenen Lippstädter Politiker sich nun gegen den bösen Investor entschieden haben und nun lieber ein neues Stadthaus bauen wollen.
Wäre ja auch soooo praktisch für die Angestellten der Stadt. Immerhin können sie dann ihre Mittagspause nett im Cafe verbringen.

Freitag, September 03, 2010

Gesamtschule nun doch im Ganztagsbetrieb?

Rein beruflich habe ich verständlicherweise durchaus sehr oft mit Schülern und auch deren Eltern zu tun, da kommt einem so einiges zu Ohren.
Nun hörte ich diese Woche von einem Vater, dessen Sohn die neue städtische Gesamtschule besucht, folgendes:

Es soll doch einen Ganztagsbetrieb geben. Man arbeite daran.

Da staune ich ja.
Sollte das nicht erst alles ganz anders sein? Nun doch? Ja was denn nun? Liegt das an den veränderten politischen Verhältnissen in NRW?
Andererseits kennt man ja das Lippstädter "man-srbeite-dran" zur Genüge. Kann durchaus auch heißen: Wird eh nix draus.

Donnerstag, September 02, 2010

Güterbahnhof - Stadthaus statt Mediamarkt?

Ich gebe zu, dieser Sommer war klimatisch eher regnerisch (er war nun wirklich nicht heiß - nur der Frühsommer), doch zaubert mir ein anderer, ein politischer Sommer ein Lächeln ins Gesicht. Ok, es ist nicht nur ein Lächeln - genauer gesagt eine Mischung aus völliger Fassungslosigkeit, diebischer Freude und hohem Spaßfaktor.

Wir erinnern uns: Die Irrungen und Wirrungen um den ehemaligen Güterbahnhof nahmen im Laufe des Jahres schon kafkaeske Züge an. Kaufland kommt, Kaufland übernimmt den alten Hit, Kaufland baut noch einen zweiten Markt, nee, nun doch nicht, aber Mediamarkt kommt sicher. Die Grundstücke sind gekauft, aber irgendwie auch nicht, jedenfalls nicht alle - und Baubeginn war eigentlich schon längst.
Dann wäre da auch noch das Kombibad, der Zustand des Bahnhofs, das Projekt am Südertor....
Der geneigte Bürger mutiert angesichts dieser Sachlage zum zappelnden Käfer.


Nun lese ich heute in meiner geschätzen Heimatzeitung mal wieder von einem weiteren Lieblingskind der Lippstädter Kommunalpolitiker: die bedrückende Enge des Stadthauses. Neubau oder Erweiterung?

„Der Zustand in dem Gebäude ist nicht mehr erträglich“, sprach der Lippstädter Verwaltungschef in dieser Woche im Rahmen eines „Sommergesprächs“ Klartext. Unmissverständlich formulierte der Bürgermeister im Café Nölke vor der Presse seine Forderung nach einer Verbesserung der Situation für die Bediensteten der Stadt - und für die Lippstädter Bürger."

Hmm, für wen ist der Zustand denn in erster Linie so angeblich unerträglich? Wohl weniger für den Bürger, der sich dort ja lediglich zeitweise aufhält. Die Bezeichnung Stadthaus ist ja irreführend. Stadtverwaltersitz wäre treffender, aber das nur am Rande.
Viel faszinierender finde ich die Tatsache, dass man ausgerechnet jetzt damit mal wieder um die Kommunikationsecke kommt. Frei nach dem bekannten Politikermotto: Droht dir Unbill durch stagnierende Projekte, nicht eingehaltene Versprechungen oder gar dem kritischen Bürger, schaffe schnell ein neues Schlachtfeld.
Ist so wie mit dem quengelnden Kind an der Kasse, dem die Mama mal fix nen Ü-Ei kauft, damit es still ist.

Bürger, komm bloß nicht auf die Idee die Stadtverwalter zu nerven. Hier, nimm das Schokoei "Stadthausneubau", ist nur für dich und halt die Backen damit Papa Sommer in Ruhe dösen kann.

Schlicht fassungslos werde ich am Ende des wenig kurzweiligen Artikels:

"Bei den „anderen Optionen“ kommt das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Gespräch, wenn sich für das Einkaufszentrum nicht die erforderlichen Mieter finden. Auch am Südertor gibt es bekanntlich noch größere Flächenreserven. Beim Bürgerbüro will der Verwaltungschef jetzt Vollgas geben, beim Stadthaus-Anbau oder Neubau dauere es wohl noch „ein paar Jahre“, räumte Sommer ein."

Was macht diese Nachricht am Ende dieses Artikels? Warum steht das nicht am Anfang? Warum lese ich davon nichts in der Headline? Wäre ich ein böswilliger Mensch, könnte ich auf die Idee kommen, dass es Absicht ist.

Im Klartext: Nix ist es mit den angeblich so sicheren Mietern für das Megabetonprojekt. Nix ist es mit den angeblich so wasserdichten Verträgen, die uns in höchst dubiosen Aktenordnern bidlich immer wieder vor die Nase gehalten wurden.
Nebelbomben (passend zum heutigen Wetter) werden geworfen: angeblich dringend erforderliche Ausschreibungen, angeblich zähe Verhandlungen etc.
Und nun schwenken unsere Stadtverzörgerer völlig schmerzfrei um.....Still und leise wird es dem Bürger, falls er nicht die Lektüre des vorliegenden Artikels längst wegen Langeweile abgebrochen hat, schon mal vor die Nase gehalten.
Bedenklich ist dabei auch, dass sich lokale Medien offenbar derart vor den Karren spannen lassen, aber das ist eine andere Geschichte.

Der interessierte Bürger blickt wie Kafkas Landvermesser in die scheinbare Leere.