Donnerstag, Oktober 13, 2011

Ein echter Deutscher.....

Wie ich heute morgen MGH entnahm, ist ein bekannter Lippstädter Rechtsanwalt, Kommunalpolitiker, Sportunterstützer und auch bekennender Rechter verstorben. Ein Nazi eben.
Nun, auf den Lipstädter Seiten findet sich pflichtschuldigst ein Nachruf auf diesen, für Lippstadt höchst wichtigen, Menschen.

Irritierend und höchst verstörend wirkten auf mich jedoch die Todesanzeigen, in denen des Herrn gedacht wurde. Da ist doch wirklich die Rede davon, dass dieser Mensch ein "echter Deutscher" gewesen sei.
Dies war der Moment, in dem mir die Gesichtszüge entglitten.

Ein "echter Deutscher"? Geht´s noch? Wie kann man sowas überhaupt nur abdrucken? Spontan denke ich an das Lied der Toten Hosen über den echten Deutschen Sascha.

"Ja der Sascha, der ist Deutscher,
und Deutsch sein, das ist schwer.
Wer so deutsch wie der Sascha ist,
der ist sonst gar nichts mehr. Vor gut 50 Jahren
hat's schon einer probiert.
Die Sache ging daneben,
Sascha hat's nicht kapiert."

Nun, in diesem Sinne war Herr Petri sicher ein echter Deutscher, ein echter rechter Deutscher, wie man spätestens seit 2008 auch in Lippstadt wissen müsste.
Wie auch im Nachruf zu lesen steht, hat der Mann sich nach Jahren in einer konservativen Partei den rechtsradikalen Kräften angeschlossen - ganz offen und allseits nachzulesen.

Das dürfte auch der Verleger von MGH wissen, auch wenn er die Gnade der späten Geburt genießen darf. Und er dürfte auch wissen, dass solche Sätze in Todesanzeigen bekennender Rechtsradikaler nicht zur Veröffentlichung freigegeben werden dürften.

Wenn Herr Petri ein echter Deutscher war, dann möchte ich persönlich bitte demnächst ausgenommen werden, wenn von den Deutschen die Rede ist. Nein, ich möchte dann bitte kein echter Deutscher sein, lieber ein Fake oder irgendwas mit Migrationshintergrund, aber bitte kein echter Deutscher.

Noch viel irritierender als die Todesanzeige der Familie fand ich ja die darunter zu lesende Lobhudelei von Teutonia. Unglaublich, wie locker und lässig man da mit der Geschichte umgeht. Ein paar anerkennende Worte....das kostet ja nix, vor allem kein Gewissen. Sauber, meine Herren, Persilscheine gibts also immer noch.

Und nur am Rande: Wie verlogen ist es eigentlich, einerseits ein Mahnmal für die ermordeten Juden mitten in der Stadt stehen zu haben und andererseits bekennende Nazis derart zu würdigen? Ich persönlich wäre für eine sofortige Entfernung des Mahnmals - offenbar ist es mit dem Gedenken nicht weit und nicht besonders ehrlich gemeint in Lippstadt.

Donnerstag, April 28, 2011

Konfessionsfreie Gymnastik in Geseke

"Die evangelische Kirchengmeinde Geseke bietet nach den Osterferien einen konfessionsfreien Gymnastikkurs für Frauen ab 50 Jahren an."

Das ist kein verspäteter Aprilscherz, nein, so stand es in der NR (Gesekes Anzeigenblättchen) zu lesen.

Wie sieht denn bitte ein konfessionsgebundener Gymnastikkurs aus? Was macht man da? Sporteln Protestanten anders als Katholiken? Gibt es konfessionsgebundene Übungen? Etwa eine katholische Brücke und einen protestantischen Hampelmann?
Oder kommt in konfessionsgebundenen Gymnastikkursen nur geistliche Musik der entsprechenden Herkunftstkirchen zu Gehör?

Ich hätte da mehrere sportliche Übungen für begeisterte Gläubige im Angebot:

Besser stretchen bei gregrorianischen Chorälen. Geistlicher Warm-up mit Awakening-Music. Büßen mit Bauch, Beine, Po - die Absolution gibt es beim Cool-Down. Reformatorisches Radschlagen mit anschließendem Gesprächskreis. Huldvolle Heiligenmeditation bei Hatha-Yoga. Rockiger Rosenkranz beim Radfahren.

Hach, welch wunderbare Gedankenwelt eröffnet sich mir.

Samstag, April 16, 2011

Harald Becker - Ausstellung in der Lippstädter Rathausgalerie

Leider nur sehr übersichtlich besucht war die Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten von Harald Becker am vergangenen Freitag. Ok, er ist kein "Lippstädter Meister" und man kann auch keine euphemistischen Lippeansichten oder den Turm der Marienkirche betrachten. Wunderbar - das spricht schon deutlich für den Künstler, der seit vielen Jahren im Kreis Soest lebt und arbeitet.

Was vielen "Kunstinteressierten" der Lippestadt wohl entgangen ist: Harald Becker ist einen durchaus sehr eigenen Weg in seiner Kunst gegangen und das auch noch recht beachtlich.

Ich gebe zu, mich persönlich hat es gereizt seine Arbeit "Wiese mit Dingen" einmal komplett gehängt sehen zu können. Mit schlanken 13,50 m sprengt das Werk deutlich die Möglichkeiten der meisten Galerien.



Ein sehr sehenswertes Werk, auf den ersten Blick leicht und poppig, auf den zweiten Blick schon fast überbordend und in seiner Fülle fast bedrückend. Kein Raum, kein Platz für den Menschen innerhalb der Bildfläche, dafür mäandernde Kabel, Rohre, sich selbst und alles umgarnend. Eine eigene, fast maschinenartige Dynamik wohnt den merkwürdigen, bekannten und doch unbekannten Dingen inne, die Harald Becker in seinem Bild entstehen lässt. In der Bildmitte ein merkwürdiges Ding - der Auslöser einer Maschine? Was mag wohl geschehen, wenn jemand oder etwas diesen Schalter betätigt?

Neben den Arbeiten zum Thema "Mensch, Dinge, Landschaft" sind auch Beckers "Bildnisse aus dem Familienalbum" zu sehen. Mit ihrer präzisen Malweise und ihrer kühlen Ausstrahlung erinnern die Arbeiten an die Werke der "Neuen Sachlichkeit", doch zeigen sich auf den zweiten Blick verstörende Brüche.



Die Arbeiten erinnern an Herrschaftsbildnisse früherer Malereiepochen. Beigegeben sind den vielleicht wichtigen Personen oftmals Hunde. Herrscher früherer Jahrhunderte ließen sich gerne mit ihren Hunden abbilden, sollte doch die eigene edle Herkunft gespiegelt und verstärkt werden. Doch Beckers Bildnisse ziegen keine uneingeschränkten Herrscher, sondern merkwürdig angeschlagene Figuren. Die Räume, in denen sie sich befinden, wollen so gar nicht zum Herrschen passen: Triste Wände, kahle Fenster, Schnöde Mietshäuser im Hintergrund. Statt einer üppig gedeckten Tafel sehen wir billiges Geschirr, eine Kanne ohne Deckel. Die Gesichter wirken fahl, die Mimik ist erstarrt. Die Proportionen immer ein klein wenig verschoben, schräg.

"Atelierstillleben" bilden den dritten Bereich dieser Schau. Die Malerei selbst als Thema der Malerei, aber nicht erhöht, sondern reduziert auf den Aspekt der rein technischen Farbmischung. Im Hintergrund der Bilder dann Skizzen, die fast an Kinderzeichnungen erinnern. Auch hier wieder die Brüche, die Beckers Arbeiten ausmachen. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.


Zu sehen sind die Werke bis zum 5.06.2011 in der Galerie im Rathaus, Lippstadt.

Dienstag, April 12, 2011

Hotel Igelmama will schließen...

Lange war es ruhig um unsere drei Stacheltiere, schon fast beängstigend ruhig. In den letzten Tagen tut sich was bei den drei kleinen Randalierern. Katzenfutter wird schon wieder gerne genommen, wenn auch die Schlafpausen noch lang sind. All inclusive ist auch für Igel eine nette Sache, aber die Stinkerchen sind ja nun mal Wildtiere und sollen wieder in den Garten.

Und schon steht das nächste Problem an: Wie wildere ich die Igel aus? Eine umfassende Internetrecherche ergab, dass man die Tierchen erstmal ans wilde Leben gewöhnen solle. Dazu wurde eine Art Freilaufgehege empfohlen.

Schön und sicher sinnvoll, aber 1.bin ich handwerklich völlig untalentiert, habe 2.keinerlei passendes Material für Igelzoos und 3. weiß ich auch nicht wie ich drei Igel unterbringen soll, wenn pro Igel mindestens 4qm vorhanden sein sollen.

HILFE....was mache ich? Hat jemand einen Kaninchenauslauf im Verleih? Lebt irgendwo im lauschigen Geseke ein handwerklich versierter Mensch, der sowas aus "Resten" bauen kann? Gibt es nicht eine Schule, die daraus ein Projekt machen kann?
Ich spende auch für den Förderverein und biete Speis und Trank.

Dienstag, März 15, 2011

No Atomstrom in my Wohnhome

Für wie dämlich halten manche Politiker den Bürger eigentlich?
Meinen die wirklich, wir merken nichts?
Drei Monate wird die Laufzeitverlängerung ausgesetzt. Man will alles prüfen, testen, drüber reden ......soso.
Ich habe da einen ganz anderen Verdacht:

Die nächsten Wahlen:

2011
20. März Sachsen-Anhalt Landtag
27. März Baden-Württemberg Landtag
27. März Rheinland-Pfalz Landtag
22. Mai Bremen Bürgerschaft (Landtag), Stadtbürgerschaft (Bremen),

Und im September gibts dann auch noch welche, aber bis dahin sollte der Stimmbürger mal wieder mit anderen Themen beschäftigt werden können.

Freitag, März 11, 2011

Geseke zeigt Flagge

Es gibt noch lichte Momente im Landleben. Gestern, am 52. Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes, hat auch Geseke Flagge gegen Menschenrechtsverletzungen und für Demokratie in Tibet gezeigt.
Wunderbar - das hatte ich nicht erwartet.

Positiv finde ich auch, dass der Dalai Lama, von mir immer liebevoll Wackeldackel genannt, einen großen Schritt in Richtung Demokratie gewagt hat und seine politischen Ämter niederlegen möchte.

Mittwoch, März 02, 2011

Bild hält Händchen

Irgendwann gestern nachmittag habe ich dann auch mal mitbekommen, dass Silvio zu Guttenberg das Handtuch geworfen hat (schade, ein Fehdehandschuh wäre dramatischer und standesgemäßer gewesen). Das ganze Tamtam um den Rücktritt juckt mich persönlich wenig, was mich hochgradig nervt, sind die aktuellen Auswüchse des auflagenstarken Revolverblattes aus dem Hause Springer (Auf einer alten Kladde meines Bruders findet sich der Spruch "Haut dem Springer auf die Finger" - sollte man durchaus mal wieder überdenken).

Montagsabends widme ich mich regelmäßig der neuen Spiegel-Ausgabe, falls ich sie denn meinem Sohn aus den Händen reißen kann. In der akutellen Ausgabe findet sich ein sehr lesenswerter Artikel zum Thema Hänchenhalten bei der Blöd.

Der geneigte Zeitungsleser erinnert sich, dass die Zeitung mit den vier Buchstaben in den letzten Tagen massive Geschütze zur Rettung ihres geliebten "Guttis" auffuhr. Man schreckte auch nicht davor zurück, angeblich "Volkes Meinung" zu kennen.
Sprachlos wurde man bei der Lektüre diverser Kommentare (wer ist dieser Herr Wagner eigentlich?), die den Blutdruck in die Höhe trieben, getoppt heute durch die Formulierung:

"Wem ist geholfen, wenn Sie sich in die fränkischen Wälder zurückziehen und auf einer Tanne als Eule im Dunkeln sitzen?
Sie sind ein Lichtmensch, keine Eule."

Nee, echt nicht. Wie schlecht ist das denn?

Sonntag, Februar 27, 2011

Silvio zu Guttenberg - Nun hat es aber ein "Geschmäckle"....

Die Geschichte wird ja immer irrer und nimmt italienische Züge an. Commedia dell ´arte in Berlin, der fassungslose Zuschauer meint er wäre in der Anstalt.

Außer MGH registriere ich natürlich auch andere Medien der bundesdeutschen Presselandschaft, so auch die Zeitung mit den großen Buchstaben, die sich in den letzten Tagen durch eine profunde und äußerst gewaltige Pro-Guttenberg-Kampagne hervortat.

Nun lese ich völlig sprachlos, dass eben diese Zeitung und ihre Anhängsel dafür auch pekuniär belohnt wird. Eine nette, fette Werbekampagne für untere Dienstgrade soll es sein.

Aha, wes Brot ich ess, des Lied ich sing (funktioniert ja auch in Lippstadt sehr gut).

Was ich dann auch der Seite der "Tagesschau" lesen darf, hat eine eindeutigen Hauptgeschamck italienischer Manier:

"Der Politikberater und ehemalige "Bild am Sonntag"-Chefredakteur bezeichnet das Verhältnis von Guttenberg und der Springer-Bouelevardpresse als "Win-win-Situation". "Guttenberg hat sich selbst immer gut verkauft, und mit Guttenberg verkauft man gut", so Spreng in einem Interview mit dem Deutschlandradio. Hinzu komme, dass sich die "Bild" als Sprachrohr der Mehrheitsmeinung der Deutschen sehe und offenbar davon ausgehe, dass Guttenberg noch immer sehr beliebt sei. Zwischen dem Hause Guttenberg und der "Bild" gebe es enge Verbindungen. "Die 'Bild'-Zeitung ist Teil des Hauses zu Guttenberg oder zu Guttenberg ist Teil des Hauses 'Bild'", so Spreng in dem Interview."

Nee, ich geh jetzt mit dem Hund raus. Ich brauche frische Luft.

SALE - Ausverkauf der Lippstädter Artothek

Im Zuge des allgemeinen Weihnachtswahnsinns ist es mir wohl entgangen, was ich sehr bedaure. Die Lippstädter Artothek wird verramscht. Als Grund wird die chronische Geldnot der Stadt genannt. Also weg mit dem Tafelsilber.

"Aufgrund eines Ratsbeschlusses im Zuge des Haushaltssicherungsprogramms der Stadt wird die Sammlung mit rund 150 Originalwerken aufgelöst und die Bilder zum Verkauf angeboten. Ob Lithographie, Holzschnitt, Siebdruck, Aquarell oder Zeichnung – die seit 1989 bestehende Artothek hat eine vielfältige Kunstpalette zu bieten, deren Werke aus der Feder regionaler und auch international arrivierter Künstlerinnen und Künstler stammen. Alle Kunstwerke sind in hochwertigen Wechselrahmen mit Passepartout untergebracht."

Jaja, alle müssen Opfer bringen: Da kann die Kultur, um die es in Lippstadt sowieso schlecht bestellt ist, mal gleich voran gehen. Weg mit den ollen Acrylpinseleien, weg mit dem ganzen modernen Mist und die Lippstädter Stadtansichten teilweise minder begabter Meister gleich hinter her.

SALE - SALE!

Beim Kauf von zwei Werken erhält man ein drittes zum halben Preis dazu. Bieten Sie mit!


Da habe ich nicht nur Bedenken, da bin ich strikt dagegen. Gehts noch? Lippstadt hat ja eh nichts mehr zu bieten, auch wenn in MGH massivst von den großartigen positiven Entwicklungen gefaselt wird (Man muss ja auch derartig lärmend darüber schreiben, sonst bekommt es keiner mit).
Da wird jahrelang äußerst sachverständig Kunst gesammelt, katalogisiert und auch präsentiert und dann mal eben schnell der Ausverkauf....SALE ....heute alte Lippstädter Meister im Angebot. Marienkírche und Lippe-Aquarell im Doppelpack besonders günstig.

Die Damen und Herren der örtlichen Politkaste werden nun wieder ihr "Immer-nur-Bedenkenträger-sind-mopsig"-Gebetsmühlchen auspacken, ich weiß, juckt mich aber nicht.(Ok, wenn auch Sport und Kultur ratstechnisch in einem Gang abgewaschen werden...hmmm.)
Sorry, Leute, aber das geht doch nun gar nicht. Nur für dusselige Großprojekte, die keiner haben will und auch keiner bezahlen kann, werden Werte verscherbelt. 4 € sollen die Lippstädter demnächst für 2 Stunden Schwimmvergnügen zahlen. das macht dann bei einer kleinen Familie so 10 € Eintritt - Getränke, Parkplatz (ja, der wird sicher dann auch was kosten) nicht eingerechnet. Gibt ja noch genug weitere Möglichkeiten, den Bürgern im Schwimmbad das Geld aus der Tasche zu ziehen: Schrankgebühren, teure Gastronomie, Zuschläge aller Art....
Dagegen bringt die Kultur natürlich irgendwie nix in die Kasse.

Ach, da fällt mir ein, wenn wir schon die Bilder verscherbeln, könnten wir doch auch direkt die städtische Galerie schließen. Die brauchen wir ja irgendwie auch nicht mehr.

Donnerstag, Februar 24, 2011

Guttenberg, die Wertediskussion und die Gänsefüßchen

Ja, ich weiß, alle geben ihren Senf dazu, aber, hoffentlich geneigter Leser, ich kann einfach nicht anders. Es regt mich zu sehr auf und aus Gründen der Psychohygiene muss das raus.

Herr zu Guttenberg (hier würde mal wohl "nach" Guttenberg sagen) ist der wahrgewordene Traum diverser Schwiegermütter und -väter. Der Mann hat "gedient" (zwar in Mittenwald oder so...also Gebirgsjäger...also Urlaub), ist aalglatt, wertkonservativ, jung, macht auf dynamsch...hach, und er ist adelig.
Adel......das hat ja so einen magischen Beigeschmack für viele Bürger. Das klingt nach altem Geld, gutem Benehmen, Glanz und Glitter. Das stellt was dar und lässt Lieschen Müller begierig in der Rosa Post blättern. Wo wir doch keinen Kaiser mehr haben, sollten wir uns wenigstens so einen schneidigen Adeligen als Minister gönnen.

Wunderbar, dass den Cash-Dealers-United im hohen Alter dieses Glück zuteil wurde. Er hat eine hübsche Frau, die als Prinzgemahlin an der Front (ja, wir verteidigen die Heimat am Hindukush)eine gute Figur macht und Kinder hat er auch. Wobei die Mediengeilheit eines zu Guttenberg kaum noch zu toppen ist. Dschungelcamp ist Kinderkram dagegen.

Herr zu Guttenberg hat mal Jura studiert, aber nur das erste Statsexamen abgelegt. Naja, er war halt damals schon mit seiner politischen Karriere beschäftigt. Wirklich gearbeitet hat der Mann ja nicht. Seine hochgelobten Berufserfahrungen waren wohl eher praktikantischer Art. Dann hat der junge, aufstrebende, nicht gerade verarmte Mann sich ganz und gar der Politik verschrieben, sprich im faustischen Sinne seine Seele an den Meistbietenden (Karriere, Aufstiegsgeschwindigkeit, verfügbare Pöstchen, Entwicklungshilfe) verkauft. Soweit alles noch normal und bekannt in der Politszene. (Läuft in der hiesigen Provinz auch nicht anders.)

Der gute Mann möchte einen Doktor vor seinem Namen. Mit so einem profanen 1.Staatsexamen kann man ja auch keinen Staat machen, geschweige denn einen regieren(und das dürfte ja das Guttenbergsche Endziel sein. Ängie ist leider so gar nicht sexy und überhaupt nicht adelig - linientreue Pastorentochter ausser DDR halt). Dumm nur, dass er beim Abfassen (oder Abfassenlassen) seiner Dissertation so wenig Sorgfalt auf die Einhaltung wissenschaftliche Regeln und Codices gelegt hat. Wenn nur die Hälfte der angeblichen Plagiatsvorwürfe stimmt, reicht das schon. Copy und paste macht halt keine wissenschaftliche Arbeit.

Mal ehrlich: Schon in meinen Proseminaren (für die B.A.-Studenten: Das gab es mal. War so ne Art Minor) wäre ich mit so einem Abschreibtext nie und nimmer durchgekommen. Ich kann mich gut an den kollektiven Aufschrei an meiner Alma Mater erinnern, als herauskam, dass ein Prof. "mal eben" Texte von Studenten in seinen Fachartikel gepackt hat - er vergaß auch die Gänsefüßchen (Für die Unwissenden: Mit diesen Dingern kennzeichnet man Gedanken und Formulierungen, die nicht auf dem eigenen Mist gewachsen sind.).

Nun, Herr nach Guttenberg hatte das alles nicht nötig. Pfft, Quellen? Geistige Urheberschaft? Wen juckt das? Einen nach Guttenberg nicht.

Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass es diesem Herrn nicht aufgefallen ist (wenn er, wie behauptet, seine Diss selbst geschrieben hat), dass er hemmungslos geklaut hat. Sollte er als Halbjurist doch wissen und sooo gestresst kann er gar nicht gewesen sein, denn im Hause Guttenberg ist die Welt in Sachen Arbeitsteilung noch in Ordnung.

Entweder, der Mann ist geistig umnachtet oder er leidet an fortgeschrittener Demenz, da er sich ja an seine Diss irgendwie nicht mehr so richtig erinnern kann, obwohl er angeblich 7 Jahre dafür gebraucht hat, oder der gute, luftschnittige Adelsspross will uns alle mächtig verschaukeln.

Wenn er an Demenz leidet, taugt er sicher nichts für den Ministerposten. Nachher vergisst der noch, wo wir gerade Krieg führen oder startet irgendwelche Bomben, weil er den roten Knopf mit seinem I-Phone verwechselt.
Wenn er uns verschaukeln will, taugt er auch nicht für den Posten, denn dann ist er bereit, im vollen Bewusstsein seiner durchaus sträflichen Fehler, an seinem Amte und damit der Macht festzuhalten. Und das ist gerade bei einem Menschen, der mal eben kurz andere Menschen für ihre angeblichen Fehlleistungen (Gorch-Fock-Kapitän) in Grund und Boden verdammt, recht pikant.

Hmm, mich beschleicht ein sehr schales Gefühl, denn wie soll ich einem Menschen noch trauen können, der seine eigenen, lautstark propagierten Werte derart mit Füßen tritt, wenns in die eigene Karriereplanung passt? Und eigentlich möchte ich auch so gar nicht, dass dieser absolut gewissenlose Mensch über das Wohl und Wehe von Soldaten und Soldatinnen entscheiden darf. Nee, will ich nicht, denn er könnte ja auf die Idee kommen, selbige mal eben zu Bauernopfern in seinem Ego-Spiel zu machen.
Für die Cash-Dealers-United ein herber Schlag ins Kontor, denn sie haben ja niemanden, der über eine annähernde Popularität verfügt.

Was macht eigentlich Herr Geißler grade?

Samstag, Februar 19, 2011

Projektchen wechsel dich

Kaufland hin, Kaufland weg. Mediamarkt bliebt, Mediamarkt weg......Was den Lippstädter Planungsdschungel angeht, fühlt sich der geneigte Bürger doch wohl wie im Affenhaus. Wie ich MGH heute entnehmen konnte, mietet sich Mediamarkt nun am Südertor-Ost und nicht am Güterbahnhof ein. Da kommt dann statt Rewe ein Lidl rein....oder war es was anderes? Sollte da nicht mal irgendwie Edeka rein? Und außerdem wird der Bau jetzt doch anders, jedenfalls meint das der Architekt. Innerhalb des Lippstädter Projektdesasters habe ich den Überblick verloren.

Klar scheint zu sein (obwohl man das in Lippstadt erst sagen darf, wenn man höchst selbst in dem besagten Laden steht), dass Mediamarkt nun nicht in den Betonkasten am Güterbahnhof ziehen will, der ja eh frühestens schießmichtot gebaut werden kann.

Dabei tönte es aus Kommunalpolitikerkreisen doch noch vor einigen Monaten, eben dieser "Ankermieter" wolle auf jeden Fall dahin.
Welcher Investor soll bei der ominösen Auschreibung (deren rechtliche Hintergründe wegen Verdunkelungsgefahr nebulös gehalten werden) denn noch diesen Komplex des Grauens bauen wollen? Wem wollen unsere provinziellen Feudalherren denn noch weiß machen, dass alles in schönster Planungsordnung sei?

Ich möchte nicht wissen, welche Aktenvernichter heißlaufen würden, käme es in Lippstadt zu einer sanften Revolte der Bürger.

Donnerstag, Februar 17, 2011

Stellt euch vor, es wird Sommer.....

Ein Sommer ohne Freibad ist wie Schule ohne Pause. Wie ich vor einiger Zeit MGH entnehmen konnte, planen König Sommer und seine Helfershelfer (jedweder Partei außer der sog. Linken) in erschreckend unerschrockener Manier einen trockenen Sommer in Lippstadt. Was seit dem in den Köpfen der betroffenen Bürger umgeht, kann man gut in MGH nachlesen. Kein Freibadbesuch im Sommer? Wildbaden in der Lippe? Ein überfüllter Alberssee?
Naja, Sommer und Konsorten kratzt das nicht, denn 1. haben sie genug Geld um in den Ferien Richtung Strand zu jetten und 2. kann man ja mal eben sonstwohin fahren, wenns denn ein nettes Spaßbad sein soll. Für Normalverdiener mit mehreren Kindern wird dann der heimische Pool (falls Garten vorhanden) der Sommertrend 2011. Und für die Jugendlichen interessiert sich in Lippstadt eh keiner.

Ok, das Hallenbad ist ein Graus - da stimme ich zu. Das Freibad ist eigentlich sehr schön - das sehe ich auch so. Und vor allem ist es für kinderreiche Familien bezahlbar. Die Eintrittspreise für das geplante Kombibad werden, wie uns ja schon mitgeteilt wurde, deutlich höher liegen. Hmmm...Und da sind wir beim eigentlichen Thema: dem lieben Geld.

Wenn ich das recht verstehe, hat die Stadt Lippstadt das Geld nicht, dass ihre Politiker auszugeben gedenken, weshalb auch von Steuererhöhung für die Bürger die Rede ist, wobei die Bürger sich den teureren Eintritt in das neue Bad, das auch nicht mehr für den Sportunterricht geeignet sein soll, dann nicht mehr leisten können.
Da kann ich nicht so ganz folgen.

Bei Durchsicht aller Artikel beschleicht mich ein seltsames Gefühl.
Der geneigte Leser erinnert sich: Güterbahnhof - ein pulsierender Geschäftskomplex zur Belebung der Stadt, Grüner Winkel - ein Erholungsort voller Aktivitäten, Fachhochschule - eine Magnet für Unmengen junger Menschen, diverse Neubauten in der Innenstadt - Schaffung hochwertiger Bausubstanz und Belebung der toten Innenstadt, Südertor-Ost - was soll da nochmal hin? Gibt es eigentlich die Gesamtschule noch? Ist die Wirtschaftsförderung schon ausgewandert?

Gefühlt sieht die Bilanz der Sommerschen Hoheit nicht sonderlich rosig aus. Außer Spesen nichts gewesen.
Da könnte man fast auf den Gedanken kommen, Herr Sommer und seine Mischpoke wollen nun mal richtig durchgreifen. Sozusagen eine direktive Intervention um den Klienten Bürger einzunorden. "Mit uns nicht, du bockiger Bürger" scheint die Devise zu sein. Also flugs einen Flunsch gezogen (Schüppchen nannte meine Oma das) und nach guter alter Politikermanier erstmal aussitzen. Wenn Herr Sommer schon keines von seinen anderen tollen Vorhaben bekommen kann, dann wenigstens das neue Kombibad, das ja sonst keiner will.

In MGH zeigte sich der Lippstädter Monarch genervt vom Bürgerwillen. Wo kommen wir da auch hin, wenn der Bürger einen Willen hat? Und was fällt den Bürgern eigentlich ein?
Weg mit dem Bürger, der stört nur beim Regieren und Geldausgeben. Wann sind noch mal die nächsten Wahlen?

Montag, Januar 10, 2011

Gesekes kulinarischer Niedergang

Wie viele andere Menschen liebe ich gepflegte Gastronomie - wobei ich darunter nicht übervolle Teller ("Da bekommste was für dein Geld..") oder Schickihäppchen ("oh, probier mal das Octopus-Sushi mit Wasabi-Nüsschen-Paste...") verstehe, sondern ehrliche Küche ohne Convenience. Ich verabscheue diese Fertigsößchen, 08/15-Gemüse und Langweilerbeilagen aus dem TK. (Aus diesem Grunde besuche ich auch nicht mehr den Spanier in Lippstadt, denn da gibt es genau 3 Grundgeschmacksrichtungen.) Ebenso graust es mir bei dem Wort "Schlachtplatte". Herr Droste sollte sich mal dieser Tiefen der deutschen Seele annehmen.

Leider, leider befindet sich Geseke seit Ende des Jahres im völligen kuliniarischen Niedergang. Der von mir sehr geliebte und oft frequentierte Italiener um die Ecke ist pleite - schade. Totgeredet haben ihn die Geseker, wahrscheinlich weil er nicht "von hier" war. Und auch weil die Teller nicht so überrappelvoll wie beim gediegenen Laden gegenüber waren. Wobei überrappelvoll sind die nur mit "Füllkram": Salatblätter, Nudel und Co. kosten nix.

Nun zieht um die Ecke wieder der Entsetzensitalienier ein, der vorher auch schon mal da war. Da schmeckte der Fisch dann mal nach Spüli und der Rest war einfach nur grauenhaft. Dafür gibt es dann da, wo dieser Quälgeist der Küche vorher residierte eine Cocktailbar "für über 25". Toll, ganz toll.

Ok, dann kann man in Geseke nur noch zum Spanier gehen, dessen Ambiente zwar sehr fragwürdig ist, dafür ist die Küche gut. Lediglich der sehr direktive Chef des Ladens ist gewöhnungsbedürftig ("Ja, wir möchten zweimal Brot. Ja, wir wissen, dass es viel ist.")

Nett finde ich übrigens, dass ein "Geseker Investor" nun die ehemalige LZB in Lippstadt übernimmt. Halb Geseke gehört dem guten Mann ja eh schon - jedenfalls der Teil von Geseke, den es sich zu besitzen lohnt. Der umtriebige Mann hat ja auch das ehemalige Elternhaus des heutigen Kardinals gekauft und baut da nun neu. Merkwürdigerweise ist er in Geseke unter den "Bunken" kaum gelitten und wenig beliebt.
Nun ist er auch dabei Lippstadt aufzukaufen - nicht dumm.
Jedenfalls zeigt sich mal wieder, dass das Besitz- und Standesdenken aus dem vorigen Jahrhundert nichts mehr für heutige Zeiten taugt. Weder die Lippstädter noch die Geseker selbsternannten Eliten bekommen es ja hin - da kann ein Herr Holste die Gunst der Stunde nutzen.