Montag, Januar 10, 2011

Gesekes kulinarischer Niedergang

Wie viele andere Menschen liebe ich gepflegte Gastronomie - wobei ich darunter nicht übervolle Teller ("Da bekommste was für dein Geld..") oder Schickihäppchen ("oh, probier mal das Octopus-Sushi mit Wasabi-Nüsschen-Paste...") verstehe, sondern ehrliche Küche ohne Convenience. Ich verabscheue diese Fertigsößchen, 08/15-Gemüse und Langweilerbeilagen aus dem TK. (Aus diesem Grunde besuche ich auch nicht mehr den Spanier in Lippstadt, denn da gibt es genau 3 Grundgeschmacksrichtungen.) Ebenso graust es mir bei dem Wort "Schlachtplatte". Herr Droste sollte sich mal dieser Tiefen der deutschen Seele annehmen.

Leider, leider befindet sich Geseke seit Ende des Jahres im völligen kuliniarischen Niedergang. Der von mir sehr geliebte und oft frequentierte Italiener um die Ecke ist pleite - schade. Totgeredet haben ihn die Geseker, wahrscheinlich weil er nicht "von hier" war. Und auch weil die Teller nicht so überrappelvoll wie beim gediegenen Laden gegenüber waren. Wobei überrappelvoll sind die nur mit "Füllkram": Salatblätter, Nudel und Co. kosten nix.

Nun zieht um die Ecke wieder der Entsetzensitalienier ein, der vorher auch schon mal da war. Da schmeckte der Fisch dann mal nach Spüli und der Rest war einfach nur grauenhaft. Dafür gibt es dann da, wo dieser Quälgeist der Küche vorher residierte eine Cocktailbar "für über 25". Toll, ganz toll.

Ok, dann kann man in Geseke nur noch zum Spanier gehen, dessen Ambiente zwar sehr fragwürdig ist, dafür ist die Küche gut. Lediglich der sehr direktive Chef des Ladens ist gewöhnungsbedürftig ("Ja, wir möchten zweimal Brot. Ja, wir wissen, dass es viel ist.")

Nett finde ich übrigens, dass ein "Geseker Investor" nun die ehemalige LZB in Lippstadt übernimmt. Halb Geseke gehört dem guten Mann ja eh schon - jedenfalls der Teil von Geseke, den es sich zu besitzen lohnt. Der umtriebige Mann hat ja auch das ehemalige Elternhaus des heutigen Kardinals gekauft und baut da nun neu. Merkwürdigerweise ist er in Geseke unter den "Bunken" kaum gelitten und wenig beliebt.
Nun ist er auch dabei Lippstadt aufzukaufen - nicht dumm.
Jedenfalls zeigt sich mal wieder, dass das Besitz- und Standesdenken aus dem vorigen Jahrhundert nichts mehr für heutige Zeiten taugt. Weder die Lippstädter noch die Geseker selbsternannten Eliten bekommen es ja hin - da kann ein Herr Holste die Gunst der Stunde nutzen.