Dienstag, Juni 19, 2007

unser schönes, historisches lippstadt

die kinder sollen ja was lernen, auch wenn es um einen ausflug geht. also buchten wir bei sonja gellrich - "historicum" eine stadtführung für kinder. treffen war am metzgeramtshaus. auch wir erwachsenen haben im laufe des vormittags eine menge über unsere schöne lippestadt gelernt. was es mit der dunklen halle auf sich hat und mit der hellen. warum die helle halle so krumm ist, wo lippstadts kleinstes haus steht, was die pilger mit dem grafen bernhard zu tun hatten.....und...und...und



los gings mit den historischen kostümen. vom bürgermeister über die patriziern bis hin zu den verschiedenen zünften fehlte nichts. nach kurzen erklärungen zu den zünften, den kleidersitten, dem mausikantenboden im metzgeramtshaus, dem schlachten in der fleischhauerstraße gings dann ab nach draußen.



sowas, da staunten die kiddies nicht schlecht. die helle halle ist ja total schief und krumm. warum? damit man sich hinter den ecken verstecken konnte. waren ja unsichere zeiten damals.
und das hier ist lippstadts kleinstes haus. wie soll da eine mittelalterliche familie mit ihren 12 kindern bloß gewohnt haben? und wo haben die alle geschlafen?



und abergläubisch waren die leute im mittelalter auch noch. die schlangen sollten die häuser und ihre bewohner schützen. impfungen gab es noch nicht und die naturwissenschaft stand noch in den kinderschuhen. naja, heute versuchen manche menschen das mit feng-shui oder mit anderen dingen.






an der marienkirche wurde auch klar, was der graf bernhard nun mit den pilgern des jakobsweges zu tun hatte. er war nämlich selbst mal einer, wie das relief über der tür zeigt. links ist der graf noch recht fußlahm auf dem pilgerweg, rechts ist er dann glücklich geheilt. viele konnte eben im mittelalter nicht lesen, da war ein solcher "comic" leichter nachzuvollziehen.



früher war der friedhof halt an der kirche. viel platz war innerhalb der stadtmauern nicht und die toten ruhten so in geweihtem boden. wer weiß schon, über wessen gebeine man da grade so läuft? und hier steht auch die lippstädter fríedenseiche. hoffentlich auch noch lange.



das knochenkonzept

da schreibt andreas im lippstadt blog (http://lippstadt-blog.de/) zum thema knochenkonzept:

"Jetzt sagten einige Besucher gestern, dass Leute von Außerhalb wegen der tollen Innenstadt nach Lippstadt kämen, und wegen des Einkaufsflairs, das die vielen kleinen Läden hier verström(t)en. Andere sagten, dass Lippstädter sich aufmachen, Geld für Sprit oder Bahn ausgeben und nach Paderborn oder Soest düsen, um sich ihre Klamotten dort bei H&M, Zara oder im Mediamarkt zu holen.

So getz’ ma aufgepasst, da kommt die janz schlaue Frage:
Wenn die Einen kommen wegen der Innenstadt, die anderen bleiben weil “coole” Läden an der Bahn angesiedelt sind, und keiner das jeweils andere sieht … wegen der großen Entfernung und fehlender Magnetwirkung und so… wo genau ist das Problem? (und wie wär´s zur Abwechslung bitte mit einer unaufgeregten und sachlichen Antwort?)"

so, ich war ja auch bei der veranstaltung in der galerie orru und verstehe die verwirrung, die sich bei andreas breit machte.

1. es ist bisher weder von h&m, noch von zara oder mango die rede. die rede ist definitiv vom neubau eines supermarktes und eines mediamarktes mit insges. um 13.000 qm verkaufsfläche. die modeläden und ihre angeblichen niederlassungen in lippstadt sind lediglich eine erfindung des geschäftsführers eines lippstädter filialisten. in den plänen steht davon gar nix.
meiner meinung nach will der gute herr damit nur eine positive stimmung für den neubau am güterbahnhof evozieren.

2. h&m, zara und mango bevorzugen 1a-lagen, keine randlagen. diese firmen gehen wenn dann mitten in die fußgängerzone.

3. wir diskutieren also immer noch über die frage, ob da son ein klotz hin soll mit einem kaufland und einem mediamarkt, oder nicht. über nix anderes.der sogenannte leuchtturm, mit dem immer fein geworben wird, gegenüber von beumer & wicker wird wenn überhaupt erst ganz am schluß realisiert. und - wenn überhaupt - wäre da platz für einen laden marke h&m.

4. nun ergibt sich die frage, ob ein mediamarkt und ein kaufland (das ist sicher kein gourmettempel) das gewünschte zahlungskräftige und- willige publikum nach lippstadt bringt. und eben da scheiden sich die geister.

5. und es entsteht die frage, wie die innenstadt den verkehr bewältigen soll/kann oder auch will, denn laufkundschaft wird da ja wohl kaum den großteil ausmachen.

6. und es ist ebenfalls fraglich, ob menschen gewillt sein werden, erst eine shoppingtour durch lippstadt zu machen und dann noch den wochenendeinkauf im kaufland.

Donnerstag, Juni 14, 2007

vorstellung des "knochenkonzeptes"

ohje, ich bin spät dran.

heute, um 19.30h findet in der galerie orrú eine veranstaltung der initiative "lebendiges Lippstadt" statt. thema ist das "knochenkonzept", das eien sinnvolle alternative/ergänzung zum bisherigen gedankengut in sachen belebung der innenstadt bietet.

mal ganz grob vorneweg:
was ein knochen ist, wissen wir alle (hoffe ich): oben ein dicker gelenkknubbel, unten auch, dazwischen eine mehr oder minder lange strecke. schon das bild legt nahe, worum es geht: denken wir uns die lange straße als mittleren teil des knochens und z.b. den bernhardbbrunnen als unteren knubbel und den rathausplatz als oberen.

alles klar? nur wenn es attraktiv ist, beide knubbel, also plätze aufzusuchen, findet auch eine völkerwanderung/käuferwanderung auf dem mittleren teil statt.

weiteres dazu heute abend. kommt zahlreich, stellt fragen - es ist unsere stadt!

Mittwoch, Juni 13, 2007

fragile - ein kunstwerk für jedermann



der hansetag ist schon lange vorbei, aber die kunstkisten sind wunderbarer weise noch da.leider nur noch bis mitte juni.

als die berüchtigten holztore aufgestellt wurden, war ich auch zunächst irritiert. wird das noch enthüllt? ist da was drin?
erst in zusammenhang mit den kunstkisten wurde mir der zugrundeliegende gedankengang klar.
Ein kurzes kaffeetrinken mit manfred feith-umbehr, dem organisator und kreativem kopf hinter den kisten, brachte dann endgültig licht in die angelegenheit.

kunst für jedermann - kunst, die im weg steht, am wegesrand lauert. gute idee. 14 kleine "musentempel" mit teilweise wirklich erstaunlichen und faszinierenden arbeiten. das paßt doch gut zur lichtpromenade, zur entdeckungstour durch unsere stadt. und endlich ist es mal nicht eine "schöne", also ordentliche, und totsubventionierte kunst, die keinen mehr stört und schon fein dokumentiert ist.

die kisten sind eine lebendige sache. sie stören, sie stehen im weg. sie machen keinen platz.
wer möchte, kann hineinsehen. und da gibts wirklich gute sachen zu sehen.
meine persönlichen favoriten:
die voluminösen plastiken von marga bles, das schräge abendmahl von hans molzberger und die zwerge von iwona liegmann. Zum projekt ist ein katalog erschienen, den es in der kulturinformation gibt.

wäre schön, wenn wir sowas öfter in unserer stadt hätten. jedenfalls ist es direkter, öffentlicher, lebendiger und reizender als die ewigen ausstellungen von "schon-gesehenem" im kunstverein (ich kann farbmmalerei nicht mehr ab) oder die teilweise links-dilletantischen versuche im alten flagturm im lippstädter süden.
und gut ist auch, dass sich an dem ganzen projekt die gemüter so erhitzt haben. diskussion fördert den ausstausch, mindert die agonie und bringt leben in die bude.

apropos: geförderte kunst in lippstadt.
das nervt mich ja schon lange. der kunstverein zeigt meist museale kunst. das kann ich mir auch alles in berlin, hamburg oder bonn ansehen. mal ganz abgesehen von den endlos langweiliigen einführungen des dr.franz. (der raum, die leere, der dialog....recht abgedroschen)
die leute von "kunst im turm" zeigen nur das, was ihnen gefällt, und das sind meist ihre eigenen arbeiten. naja, dazu kann man nun stehen wie man will.
die rathausgalerie, kastriert wie sie nun ist, hängt an den vorgaben der stadt. auch wenn hier noch manchmal wirklich gute schauen zu sehen sind. dank sei den engagierten machern.
und sonst? wo ist die junge regionale kunst? wo sind die lippstädter künnstler, die frei arbeiten? wo sind die wilden der region?
wenn überhaupt, kann man die in liesborn sehen. schade.

Donnerstag, Juni 07, 2007

g 8 auch in lippstadt

ok, lippstadt ist nun wahrlich nicht der nabel der welt. eher ein kleines, verschlafenes nest im westlichen ost-westfalen (gruß an harry rowohlt - der kampf geht weiter) oder im südlichen westfalen oder im östlichen ruhrgebiet oder wie auch immer.
alleine die tatsache, dass keiner so genau sagen kann, wo lippstadt denn nun dazu gehört, spricht ja schon bände. ich habe da ja meine eigene theorie - aber das ist eine andere geschichte.

egal, auch hier mitten in der deutschesten provinz lebt politisches bewußtsein, das durchaus über das schützenfestbierglas hinaus schaut. das nimmt mich ja wieder für diese stadt ein. manchmal kommt dieses politische bewußtsein sogar als katholisches event getarnt daher. so geschehen heute am fronleichnamstag.

rein neugierig schleppte ich mich in der drückenden frühhitze zur prozession. ich gebe zu: ja, ich hatte vorurteile. von wegen böld katholisch, langweilig, furchtbar heilig. leute, ich nehme das zurück.

die predigt erstaunte mich völlig. plötzlich war da vom demonstrieren die rede. davon, dass es so nicht weiter ginge, dass christen verantwortung übernehmen sollen. holla, klasse. globalisierungskritik mitten in der pampa. das läßt mich hoffen.

ebenso die aktion am mittwochabend in der marienkirche. da war der ton noch schärfer. wer hätte das gedacht? ich nicht.
weiter so, find ich gut.