Dienstag, Dezember 30, 2008

Cafe Peters schließt

Ich hasse es, wenn immer genau die Dinge passieren, die ich abends mit Freunden in meiner Glaskugel schon vorhergesehen habe. So erinnere ich mich genau, dass ich vor nicht allzu langer Zeit die These aufstellte, dass es in Lippstadt rein geschäftstechnisch noch mächtig rappeln würde. Und so passierte es auch: es verging ja keine Woche, in der nicht irgendein Laden in Lippstadt die Grätsche machte - aber das hier hat mich nun doch irritiert.

Ich kann nicht behaupten, dass nach der Diskussion um Herrn Petri und seine politische Gesinnung meine Sympathie für Cafe Peters noch sehr groß war - eher nicht. Wir erinnern uns: Es war die Rede vom aufrechten Demokraten, die als Leserbrief durch meine geschätzte Heimatzeitung geisterte. Ich geb auch zu, dass ich nach diesem Brief das Cafe nicht mehr betreten habe - so als Ausdruck meines extremen Missfallens in Sachen Sympathiebekundung mit dem genannten Herren. Aber deswegen machen die ja wohl nicht pleite...

Womit ich beim Thema bin: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Grund für die Schließung nur in strategischen Problemen begründet liegt. Kann ich nicht. Wie formulierte ein Leser doch letztens: "Never change a winning horse". Könnte man auch als "Never change a runnig Trüffel" formulieren.
Also entweder, das funzt alles finanziell nicht mehr, oder es ist irgendwas anderes passiert. Jedenfalls schließt doch kein normaldenkender Geschäftsmann ein florierendes Cafe. So doof kann man nicht sein.

Freitag, Dezember 19, 2008

Gesamtschule für Lippstadt oder lieber alte Besen?

Wer, wie ich, stets aufmerksam und gewogen die Berichterstattung unserer Heimatzeitung verfolgt, stieß in den letzten Tagen immer wieder auf das Thema Gesamtschule. Einerseits beherrschte es die redaktionellen Themen - andererseits tauchten vermehrt Bürgermeinungen dazu auf. Grundtenor dieser Leserbriefe war und ist der Wunsch nach der Einrichtung einer Gesamtschule, wie auch hier.

Was mich dann sehr erstaunte, war folgender Leserbrief, der das hohe Loblied der Hauptschule singt.

„Never change a winning horse“, heißt es in einem englischem Sprichwort. Davon scheinen die Befürworter der Gesamtschule noch nichts gehört zu haben. Denn ob diese Schulform sich langfristig zu einem „winning horse“ entwickeln wird, halte ich für äußerst fragwürdig. Man berücksichtige in dem Zusammenhang nur die Ergebnisse der Zentralen Abschlussprüfungen nach Klasse 10, bzw. der Lernstandserhebungen am Ende der Jahrgangsstufe 8, bei denen die Gesamtschulen in den meisten Fällen unter denen der anderen Schulformen lagen.
Nach meinen Informationen liegt im Kreis Soest die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus der Sekundarstufe I, die in ein betriebliches Ausbildungsverhältnis vermittelt werden können, bei den Hauptschulen weit vor der Zahl der anderen Schulformen. So schlecht scheint der Ruf dieser Schulform in der Wirtschaft nicht zu sein."


Merkwürdig, dass so ganz andere Informationen hier zu erhalten sind:

Jeder zweite Hauptschüler hat auch 13 Monate nach Schulabschluss noch keine berufliche Ausbildung gefunden.
30 Monate nach Schulende konnten immer noch 40 Prozent der Hauptschüler nicht in eine qualifizierte Berufsausbildung vermittelt werden.
Besonders groß sind die Probleme für junge Männer ohne Hauptschulabschluss oder mit nur schlechten Noten sowie für Migrantenkinder. (Wie sich diese Situation aus Sicht der Betroffenen darstellt, können wir heute im Patriot nachlesen.)
Das duale System von betrieblicher Lehre und Berufsschule habe eine seiner «traditionell großen Stärken» eingebüßt, «Kinder aus bildungsschwächeren Gruppen durch Ausbildung beruflich zu integrieren».
Mit wachsender Kinderarmut verschärfe sich das im deutschen Bildungssystem ohnehin vorhandene Problem der fehlenden Chancengleichheit - selbst bei gleich intelligenten Kindern aus Unterschichts- wie aus Akademikerfamilien.

Hmm, also scheint die Hauptschule nun doch nicht soooo irre gut zu sein. Und wie sieht es eigentlich mit dem üblichen Vorurteil aus, Gesamtschulen seien schlechter, als andere Schulen? Auch nicht so wirklich wahr, vermute ich.

Auf der Seite des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes NRW lese ich, dass die integrierte Gesamtschule in Bonn-Beuel (schäl sick ess schick)zu den besten fünf Schulen Deutschlands gehört - amtlich bestätigt.

Auch sehr spannend, was der VBE dazu sagt:

"VBE: Leistungen der Gesamtschulen anerkennen!
Dortmund, 29.08.2008 "Die heute von der Bochumer Schulforscherin Gabriele Bellenberg vorgelegten Zahlen zur Gesamtschuloberstufe sprechen eine deutliche Sprache für die Leistungen dieser Schulform", kommentiert der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. "Dass es den Gesamtschulen gelingt, 90 Prozent der Oberstufenschülerinnen und –schüler zur Fachhochschulreife oder dem Abitur zu führen, kann sich sehen lassen."

In den vergangenen Wochen ist in Bezug auf die Gesamtschulen vieles vermischt und aus einem eingeschränkten Blickwinkel dargestellt worden. Wer die Leistungen der Gesamtschulen innerhalb des nordrhein-westfälischen Schulsystems wirklich einordnen will, muss sie konsequenterweise mit den Leistungen des gegliederten Schulsystems und nicht ausschließlich mit denen der Gymnasien vergleichen. Bellenberg weist zu Recht darauf hin, dass die alleinige Betrachtung der Sekundarstufe II kein vollständiges Bild von den Leistungen dieser Schulform ergeben kann."

Ähnliches kann man dann auch noch auf der Homepage des WDR nachlesen.

Fazit: An dem Vorurteil, Gesamtschulen seien so extrem schlecht, ist wenig bis gar nichts. Es gibt halt immer gute und schlechte Schulen.
Das Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem ist mitnichten zukunftsorientiert, sondern eher im schlechten Sinne konservativ. Mit Sicherheit ist es kein "winnig horse" (erinnert mich ja eher an Pferdewetten, sondern ein alterschwacher Gaul, dem man keine Rennen mehr zumuten sollte.


Wisse: Man informiere sich besser, bevor man irgendwelche halbgaren Meinungen kolportiere.

Freitag, Dezember 12, 2008

Lippstadts Gesamtschule oder "mit dir spiele ich nicht mehr".

Es grenzt ja langsam an eine Provinzposse, aber eine von der bitteren Art.

Nur zur Erinnerung: Mündige Bürger wählen so alle paar Jahre ihre politischen Vertreter und erteilen diesen damit den Auftrag, in ihrem (also dem Bürgersinne) zu debattieren, abzuwägen und zu entscheiden.

Das Lippstädter Syndrom beginnt schon damit, dass offenbar viele gewählte Kommunalpolitiker den oben skizzierten demokratischen Weg längst vergessen haben. Der Lippstädter Bürgerwille tritt anscheinend nur alle paar Wahljahre auf den Plan - dann wird selbiger Bürger umworben und mit Versprechungen geködert - ganz wie im echten Leben der dusselige Hund mit dem Leckerli. Der Bürger, sorry, der Hund, gibt brav Pfötchen, bekommt das Leckerli und wird dann schnurstracks ins Körbchen geschickt.

Der Lippstädter Bürger darf auch fein ins Körbchen und da "Platz machen". Nun können Hunde (ein Segen) nicht reden - ihr Bellen reicht manchmal schon. Der gemeine Bürger kann das durchaus, also das Reden, und er kann so via Befragung seine Meinung zum Leckerli mitteilen.

Das taten die Bürger denn auch und forderten für ihre Jungbürger (das sind übrigens angehende Wähler) eine Gesamtschule. Soweit, so gut und auch völlig nachvollziehbar, angesichts der Bildungsmisere. (Eine Krise des deutschen Schulsystems, besonders der Hauptschule, wird ja von der CDU beharrlich weggeredet - ändert aber nix.)

Übrigens belegte eine Bonner Gesamtschule beim deutschen Schulpreis 2008 den zweiten Platz. Soooo furchtbar schlimm können Gesamtschulen also nun auch nicht sein - wobei ich hier mal einflechten muss, dass in meiner vielgeliebten rheinischen Heimat nun schon die vierte Schule dieser Art gebaut werden soll - auch aufgrund des Elternwillens und diese Eltern dort lassen sich nicht verschaukeln.

Apropos verschaukeln. Der hoffentlich geneigte Leser könnte sich ja langsam mal fragen, warum ich eigentlich am frühen Morgen so auf Schaum bin. Nun, wegen dieser Pressemitteilung der Stadt Lippstadt, die mir via Verteiler ins Postfach flatterte.

Alleine die Headline ist schon ein Brüller: "BM Sommer: "Ball liegt nicht bei uns"
Getätigte Aussage der Bezirksregierung zurückgenommen – Stadt hat ihre Hausaufgaben gemacht – INI muss Planungsstand offenlegen"

Aha, Herr Sommer steht als Anspielpunkt in Sachen Gesamtschule nicht zur Verfügung. Nach der Ballabgabe, die seiner Meinung nach stattgefunden hat, verzog er sich wohl in die Defensive (Viererkette mit Frau Bartmann-Salmen, Herrn Bäumer und einem unbekannten Neuling) und harrt da dem Gegenangriff? Ok, die stehen hinten tief drin, aber so macht man mit Sichheit keine erfolgreiche Kommunalkpolitik. Vielleicht hat Herr Sommer den Herrn Knapp einfach nicht lieb?

Was dann im Text folgt, ist eine lange Reihung von Versuchen, die Verantwortung von sich zuweisen. Das erinnert mich stark an die biblische Argumentation vom Splitter im Auge des Bruders (also hier der INI)und dem Balken im eigenen Auge. (Äh, bei Lukas, glaube ich.)
Was auch zu lesen ist, sind merkwürdige Argumente über Finanzierungen, über Anträge und drohende "Nichtmitentscheidungsmöglichkeiten" der Stadt. Hmm, für den unbedarften Bürger könnte der Eindruck entstehen, eine Schule in privater Trägerschaft sei ein absolutes Novum in der Lippestadt. Stimmt nicht, liebe Mitbürger, denkt da nur mal an das Evangelische Gymnasium (warum heißt das wohl so?) oder die Marienschule..oder Overhagen. Aber warum ist das in diesen Fällen alles viel besser und geradezu wünschenswert? Warum ist denn eine Gesamtschule eine so entsetzliche Bedrohung für Lippstadt? Was ist so furchtbar am Verzicht auf frühzeitige Selektion? Warum dieser Tanz ums goldene Kalb? Warum ist der Elternwille quasi Pillepalle?


„Viele Fragen sind hier noch offen geblieben“, stellt Bürgermeister Sommer abschließend heraus, „und die Antworten ist nicht die Stadt schuldig geblieben."

Das mit den offenen Fragen sehe ich auch so. Nur das mit den geschuldeten Antworten nicht.
Bei mir entsteht eine ganz neue Frage: Cui bono?

Lippstadt trotzt der Rezession

Guck mal an, was ich da heute morgen auf der Seite der Lippstädter SPD lese:

"Lippstadt (spd). Anlässlich der Planungen, auf dem ehemaligen Schlachthofgelände an der Klockowstraße einen weiteren SB-Markt zu errichten, richten die Lippstädter Sozialdemokraten am 3. Adventssonntag von 11.30 bis 14 Uhr einen Informationsstand am AWO-Kindergarten Panama aus. Ziel der Veranstaltung ist es, die Öffentlichkeit umfassend über das umstrittene Bauvorhaben informieren und mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen"

Hab ich irgendwie verpasst - also die Info, nicht den Termin. Was soll denn da gebaut werden? Ein Kaufland? Oder vielleicht ein neuer Real?

Der deutsche Blätterwald rauscht nur so von Unkenrufen über die drohende Krise und Lippstadt verhält sich (in diesem Falle dummerweise) total antizyklisch.

Wer soll denn da noch einkaufen? Rechnen die Lippstädter mit einem kurzfristigen Zuzug tausender genervter Griechen? Oder kommt die Flüchtlingswelle aus Afrika hier an?
Ach, nee, ich weiß, das ist für die zig Studis, die nun bald den anderen FHs (speziell natürlich Soest) den Rücken kehren und in Lippi-Town studieren...

noch einmal schlafen.....

...dann habe ich Kolloquium...und dann wohl glücklich endlich mein Zertifikat in der Hand.Eine daumendrückende Blogger-Welt ist erwünscht...erforderlich ....nötig?

Donnerstag, Dezember 04, 2008

Danke, liebe CDU!

Danke, für das wunderbare Geschenk, das ihr mir zu Weihnachten unter den Baum legt. Ein wenig früh zwar - aber dennoch sehr willkommen. Ein Bekenntnis zur deutschen Sprache soll ins Grundgesetz lese ich z.b. hier.

Alleine die möglichen Auswirkungen eines solchen Gesetzes lassen mich freudig strahlen. Und die sich eröffnenden Möglichkeiten krudester Übersetzungen für Begriffe aus verschiedenen Sprachen, die im Deutschen Einzug gefunden haben, ( wie übersetzen wir dann Omnibus? ) werden mir viele düstere Winterabende verschönern. Besonders freue ich mich auf die anarchische Gegenbewegung, die vielleicht entstehen wird. Eine Art Pidgin-faselnde Sprachgemeinde, die sich quer durch die Gesellschaft ziehen könnte, und die Freiheit des Ausdrucks hochhält. Einfach cool...

Wie schön, dass wir in Deutschland keine anderen Probleme haben.