Mittwoch, Februar 17, 2010

Duschen Männer anders?

Allmorgendlich unter der Dusche fällt mein Blick auf die Duschgelsammlung des Liebsten. Energy Zone oder Speedster verkünden die Packungen in markiger Schrift, die Packung selbst ist wahlweise schwarz, grün oder blau - niemals pastellfarben oder gar rosa. Immer duftet das Ganze betont maskulin - oft schon zu maskulin. Geworben wird mit Xtra Frische. (Können die Werber nimmer schreiben?)Sehr witzig sind auch die lustigen Sätze auf der Packungsrückseite: energiegeladenener Start in den Tag, stimulierend für Geist und Körper, der tägliche Energieschub.....hmmm, klingt eher nach Motor, weniger nach Körperpflege. Dann enthalten die Dinger auch noch vorzugsweise irgendwelche Mineralstoffe. Warum nur habe ich den Eindruck, dass hier eine gewisse gewollte Nähe zur Autopflege besteht? Warum sollte ich meinen Körper mit Taurin einseifen?

Nee, dann lieber Frauenmittelchen: Immer schön pflegend, intensiv, mit sinnlichem Duft in netter, harmloser femininangetouchter Verpackung. Fein handschmeichelnd und natürlich verwöhnend.....

Ok, in Sachen Körperpflege ist die Welt einfach noch säuberlich geteilt.

Freitag, Februar 12, 2010

Mogelpackung Lippstädter Gesamtschule?

Lippstadt bietet reichlich bemerkenswerte Themen: der Suizid auf Raten der kommunalen CDU, das stets in Planung schwebende Allwetterbad, die berühmte Unterführung, das fast schon gestorbene Projekt Betonklotz und auch das sehr reizvolle Thema Gesamtschule.

Wir erinnern uns: Eigentlich wollte die Stadt ja keine Gesamtschule, weil ja in Lippstadt das mit den Schulen alles so super ist. Aber die INI und viele Eltern wollten eine. Dann wurde die Elternbefragung durchgeführt. Das Ergebnis entsprach leider nicht dem Plan (eigentlich sollten die Eltern ja für die tolle Lippstädter Schulllandschaft und gegen die böse Gesamtschule stimmen) und schon hatten unsere Stadtväter und -mütter den Salat. Damals war Hannilein ja auch noch irgendwie am Start, aber die schimpft heute nur noch über ihre eigene Partei (aber "das ist ein weites Feld"...na, wer hats gesagt?)

Hmm, also nun wohl doch eine städtische Gesamtschule, jedenfalls irgendwie nicht mit der INI, sondern anders. Auch nicht als Ganztagsschule, was ich nie verstanden habe, da ja gerade hier das Bonbönchen der Gesamtschule liegt. Es wurden wie immer Ausschüsse und Beiräte und was weiß ich gebildet, die dann erstmal munter vor sich her berieten, so hoffe ich.
Schulort und Schulstruktur waren schnell gefunden - das war auch alles. Fragt man z.B. bei der angeblichen Fachfrau für die Gesamtschule mal etwas konkreter nach, z.b. was die Förderung von Kindern mit Teilleistungsstörungen angeht, so dringt nur Schweigen durchs Telefon.Dennoch meldeten viele Eltern ihr Kind an - richtig so, denn angesichts der aktuellen Situation unseres Schulsystems kann man dazu nur dringend raten.
Das ganze Hinundher zum Thema Genehmigung durch die Bezirksregierung spare ich mir nun - kann man in MGH nachlesen. Viel spannender ist der Leserbrief, der heute den Weg ins Blatt fand.

"Ich wünsche mir:
- eine Gesamtschule für alle Kinder, damit jedes Kind die Möglichkeit bekommt sich nach seinen Fähigkeiten zu entwickeln,
- engagierte und geschulte Lehrer, die ihren Beruf noch als Berufung sehen und nicht als gut bezahlten Halbtagsjob,
- notwendige Therapien wie Psychomotorik, Lese-Rechtschreib-Schwäche- oder Dyskalkulie-Therapie, eingebunden in das Konzept der Schule,
- sportliche Angebote der Schule für alle Schüler,
- eine Kantine mt einem ausgewogenen Mittagsangebot sowie
- Ganztags-Unterricht mit qualifiziertem Personal anstatt Nachmittags-Betreuung durch Kindergarten-Erzieherinnen."

Liebe Frau Henschel-Knorr, Sie haben völlig recht. Wenn ich ganz ehrlich bin, wünsche ich mir all das für alle Kinder in allen Schulformen - das Wörtchen "Gesamt" kann man da ersatzlos streichen. Aktuell erlebe ich eine sehr erschreckende Entwicklung in den Schulen: Kinder, die nicht 08/15 sind (was auch immer das sein mag und welchen angeblichen Vorteil es auch bieten könnte), werden schnellstmöglich von manchen Lehrern "wegsortiert", "durchgereicht", im Klartext an Förderschulen verwiesen. Da werden Kinder aufgrund völlig irregulärer Tests, die natürlich von Lehrern durchgeführt werden, als lernbehindert eingestuft. Manche Lehrer diagnostizieren heute auch locker ADHS oder emotionale und soziale Störungen bei Kindern. Beachtlich, was manche Pädagogen alles so können. Psychiater brauchen dazu schon mal ein paar Diagnostiktermine. Die Folge ist steigender Druck in den Familien, der natürlich bei den Kindern landet. Die sind die Schwächsten im System. Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Ängste, Enuresis, aber auch beginnende Depressionen oder Aggressionen sind die natürlichen Folgen.
Wer als 10-jähriges Kind nicht echt hart gesotten ist, kann im heutigen "G8"-Horror kaum überleben - Eltern übrigens auch nicht.

Und was die von Ihnen gewünschten Therapien in der Schule angeht: Gerne! Das Problem ist nur, dass viele Lehrer den Therapeuten als natürlichen Feind betrachten. Das beginnt schon damit, dass Lehrer manchmal der Meinung sind, das es keine LRS/Dyskalkuklie gebe. Manche denken auch, dass das betreffende Kind mit Sicherheit nicht betroffen sei, warum auch immer. Angebote an Lehrer, in den Therapien zu hospitieren oder sich wenigstens das Material anzusehen, werden seltenst wahrgenommen.

Zur Ehrenrettung der Lehrerschaft ist zu sagen: Diejenigen, die diese Angebote wahrnehmen, sind alle hochengagiert und bereit, das betroffene Kind neu wahrzunehmen. Und aus diesen wenigen Fällen entwickeln sich auch produktive Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

Vielleicht, liebe Frau Henschel-Knorr, fällt Ihnen ja ein Weg ein, wie man das Problem lösen könnte - zum Wohle der Kinder. Warum nicht Schulen für andere pädagogische oder therapeutische Berufe öffnen? Warum nicht die Ganztagsschule, die wirklich fördert und fordert?
Da fällt mir ein: In Rüthen ist doch grade so ein Theater um eine Montessori-Schule. Dazu wollte ich ja auch noch bloggen.

Mittwoch, Februar 03, 2010

Vom Saulus zum Paulus ? - die Wendemanöver der BG in Lippstadt

Es freut mich ja, dass der normale Bürger durchaus noch ein gutes Gedächtnis hat. So meldete MHG am 2.Februar, dass die BG in der Absage von Kaufland neue Chancen sehe und nun sogar die Möglichkeit bestünde, kleinteiliger zu bauen.

Wie der Forumsteilnehmer richtig feststellt, können wir hier eine gar wundersame Wendung live verfolgen, denn vor noch nicht allzu langer Zeit trötete die BG in ein ganz anderes Horn.

Im März 2007 galt der klotzige RKW-Entwurf bei der BG noch als "das im Vergleich beste Modell". Vom heutigen Gerede von Kleinteiligkeit keine Spur. Kaufland wurde als notwendiges Übel hingenommen.

Im Mai 2008 hörte es sich dann schon ein wenig anders an.

"Der Gedanke für die BG ist, dass wir mit „Kaufland“ einen der kostengünstigsten Anbieter
aus der Lebensmittelbranche in die Innenstadt holen. Insbesondere Personenkreise mit
geringeren Einkommen werden hiervon profitieren."

Aha, dann also doch unbedingt Kaufland? Das folgende, damals modische, Gefasel über den "heißen Sommer" und die "ach so böse Initiative" hatte ich ja bis heute gar nicht gelesen. Schon lustig, war ja gar nicht Hannilein allein.

Bei den Empfehlungen zum Bürgerentscheid bezog die BG damals auch eindeutig Position:
Für einen großflächigen Bau nach Vorgaben von RKW, für Kaufland und ganz eindeutig gegen andere Entwürfe und Nutzungsideen. Was ist eigentlich aus dem damaligen liebsten Kind der BG geworden? Also aus dem Bürgerzentrum, was die BG doch so dringend wollte?

Und nun? Nun ja die BG propagiert ein "weiter so" - eigentlich egal wie - Hauptsache eben "weiter so". Kaufland ist doch nicht mehr so wichtig, kleinteiliger bauen ist nun auch ok (ähm, wie soll das gehen, wenn nicht mehr diskutiert werden soll), aber eben auf jeden Fall soll da was hin. Anscheinend recht egal was - eben irgendwas.

Montag, Februar 01, 2010

Wo kann man solche Winter bestellen?

Vorneweg: Ich liebe diesen Winter! Kein nasskaltes, graues Ekelwetter, sondern puschelige weiße Flocken. Keine dunkle Depriphase, dafür lange Schneewanderungen. Wunderbar, und dem Hund gefällt es auch.

Sehr angenehm ist die Tatsache, dass ich im Moment den ganzen Dreck nicht sehen muss, der sich unter dem Schnee ansammelt. Sowohl ganz konkret in Form von Hundehaufen, als auch übertragen gesehen.

Außerdem bietet dieses Wetter unglaubliche politische und ökonomische Vorteile:
Die Heizungskosten sind hoch, das hilft der Wirtschaft. Wer nicht heizen kann oder will, muss es sich unter warmen Decken gemütlich machen - vielleicht führt das ja zu einem Bevölkerungswachstum, wie von den Politiker so oft gefordert.
Streusalz, Schneeschieber, Frostschutzmittel sind gefragt wie nie. Schlitten und Co. ausverkauft. Der Markt für entsprechende Kleidung boomt auch.
Unsere Medien haben endlich so richtig was zu berichten und können mit Panikszenarien aufwarten. The day after tomorrow live auf Hiddensee. Hollywood wird neidisch und unsere unsäglichen Heimatsender können das in Eigenproduktionen publikumswirksam vermarkten. Ich sehe schon Jan Josef Dingens mit Langlaufskiern über das Eis nach Hiddensee gleiten und Till "der leider niemals Schweigende" könnte mit Lara Werauchimmer unter der Decke den Eismassen trotzen. Grandios.
Neben den besagten medialen Effekten bietet der "Jahrhundertwinter" auch diverse Schlupflöcher um unliebsamen Diskussionen aus dem Wege zu gehen.

Wer interessiert sich schon noch für die nichtvorhandene Bundespolitik, wenn permanent von der Winterkatastrophe die Rede ist? Keiner, denn alle rasen in die Geschäfte und packen den Einkaufswagen mit Unsinn voll. 20 cm Schnee? Drohender Stromausfall? Hungersnöte? Schnell noch losgefahren, damit wir den Untergang bei Chips und Getränken genießen können.

Äußerst nützlich ist der Winter auch für die Lippstädter Politiker. Besser Streusalzdebatten und Winterdienstnachrichten als ernsthafte Diskussionen über den Unfug, den sie so verzapfen.
Da möchte man doch einige kommunalen Größen den Schneeschieber reiche, damit sie schnell noch mehr weiße Pracht über ihre Häufchen schieben können. Hat ja keiner gesehen und nach den neuesten Prognosen dauert es auch noch was, bis wir den ganzen Mist zu sehen bekommen.