Dienstag, Juni 09, 2009

Jetzt nun doch keine FH in Lippstadt?

Zunächst lasen wir ja geradezu frenetische Berichte über das neue Allheilmittel "FH" in unserer geschätzten Heimatzeitung: Von einem Anschub für unsere Stadt war da die Rede, von einem neuen Technologiezentrum im Herzen der westfälischen Steppe und auch die synergetischen Effekte (Lippstadts noch größtem Arbeitgeber sei gedankt) wurden gelobt. Alles Friede, Freude, Eierkuchen und endlich mal wieder strahlende Politikergesichter im Blatte. Wie schön, wenn ein Wahljahr so beginnen darf...

Die Diskussion um ein passendes Gelände fand per Ministeriumsabsegnung ein glückliches Ende: Das "Himmelreich" (wobei ich nicht weiß, was an diesem Gelände so himmlisch sein soll) wurde zum neuen Standort ausgerufen.

Und dann der Schock: Alles gestoppt! Die Standorte werden überprüft - das war dann dem Blatte am Samstag zwar nur eine kleine Meldung wert, aber immerhin. Bei Graf Bernhard durften wir dann die Mutmaßungen über die Gründe lesen: Es läge sicher alles an der langen Diskussion um den konkreten Standort in Lippstadt.

Merkwürdig, denn wir hatten ja schon erfahren, dass es da keine Diskussion mehr gäbe. Alles schon erledigt - und das Ministerium nickte dazu.
Also was denn nun? Man kann sich nicht ganz des Eindruckes erwehren, dass die Frage des generellen Standortes (also Lippstadt/Hamm ja oder nein) zu einer Frage des regionalen Standortes degradiert wurde. Vielleicht hat der olle Graf da auch einfach ein Problem mit der Zeitgeschichte - think global, act local - aber nur, wenn die Kasse stimmt.

Wer hoffte nun baldmöglichst über die Hintergründe und vor allem die weitere Entwicklung aufgeklärt zu werden, suchte unsere geschätzte Heimatzeitung lange ab. Aber wer nach Infos sucht, muß einfach nur über den Schlachtplattenrand schauen.
Ein Blick zu den Nachbarn (auch den journalistischen) schafft Abhilfe (übrigens erfährt man auch zum Thema Gesamtschule im Netz durchaus interessante Dinge):

"Ministeriumssprecher Andre´ Zimmermann versuchte gestern, die Entwicklung zu relativieren. „Alle Standorte werden im Interesse des Steuerzahlers objektiv in einem Kriterienkatalog auf Wirtschaftlichkeit und Nutzen geprüft.” Für den Betrieb müsse die beste Lösung gefunden werden. „Das ist an einigen Standorten ein leichter, an anderen ein schwierigerer Prozess.”"

So zu lesen u.a. online bei "Der Westen".

Also werden offensichtlich nicht lächerliche regionale Detailfragen in Düsseldorf (da haben unsere Landtagsabgeordneten auch deutlich Sinnvolleres zu tun) gewälzt, sondern es geht um prinzipielle Fragen, nämlich um Wirtschaftlichkeit von Standorten. Upppps....
Sollte es so sein, dass einigen Abgeordneten nicht ganz klar ist, warum auch noch Lippstadt eine FH haben soll, wenn es doch in Soest schon eine gibt? Sollte es so sein, dass die Kohle nicht so locker sitzt? Immerhin hat NRW noch ein paar Sorgenkinder an der Brust.
Vielleicht gibt es ja auch nicht so viele lokale und finanziell potente Kooperationspartner, wie man uns weiß machen möchte?

Damit sind wir mal wieder bei der bestimmenden Frage: Quo vadis, Lippstadt?
Und warum wird diese doch existenzielle Fragstellung wie schon gewohnt so ins lokaljournalistische Abseits gestellt?

Wobei mir einfällt: Was ist denn nun mit dem Güterbahnhof?

1 Kommentar:

Django LP hat gesagt…

Liebe Anna,
da hast du was falsch verstanden,
es ging nie um eine Überprüfung der Standort-Städte (Lippstadt stand zu keinem Moment in Frage),
sondern lediglich um eine nochmalige genaue Überprüfung der konkreten Standorte vor Ort,
weil ein Gezerre zwischen verschiedenen Standort-Möglichkeiten (wie in LP zwischen Himmelreich und Union) derzeit in fast allen neuen Uni-Städten zu beobachten ist. Und dieses Hickhack wuchs der Landesregierung irgendwann über den Kopf, worauf die Entscheidung fiel, die konkreten Standorte vor Ort nochmal zu überprüfen...