Dienstag, April 14, 2009

Ein Märchen von tausend und einer gestrichenen Stelle.....

Ich gebe zu, dass ich eine Weile gebraucht habe, um die Ereignisse der Ostertage zu verdauen. Noch immer verspüre ich ein leises, unangenehmes Grummeln in der Bauchgegend, was mit Sicherheit nicht am fantastischen Braten meiner geschätzten Mutter liegt.

Was sich da wie Pflastersteine anfühlt, ist die nur schwer zu goutierende samstägliche Kolumne in meiner geschätzten Heimatzeitung. Der geradezu frenetische Beginn selbiger stürzte mich in eine schwere Krise: "Hurra, der Osterhase ist da.". Ich blätterte hastig durch das Blatt. Nein, das war nicht die Kinderseite, auch wenn es den Anschein hatte. (Mein frühreifer Sprößling hält übrigens schon seit Jahren den Osterhasen für einen Marketingtrick der Schoko-Industrie.) Aber es kam ja noch schlimmer. In den folgenden Zeilen las ich höchst irritiert und später auch leicht angesäuert vom nicht vorhandenen Zusammenhang zwischen Kurzarbeit, Wirtschaftskrise, Eierkrise und "Meister Lampe."

Sicher, angesichts der aktuellen Lebenssituation vieler Menschen ist die Frage, ob der Osterhase Kurzarbeit macht,durchaus "besorgniserregend". Nichts anderes bewegt uns. Wie sehr beruhigt dann die Feststellung: "Nein, keine Bange, Ostern und der Osterhase gehören zusammen. Und in Krisenzeiten ganz besonders." Das hilft den Menschen, die aktuell nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen, ganz extrem. Nein, wir sind nicht mehr bange und haben auch keine Angst vorm schwarzen Inflationsmann.

Der Sinn dieses Wunschpunsch-Denkens erschließt sich mir nicht und mir geht es nun auch nicht besser. Warum habe ich nur plötzlich das Gefühl wieder zarte 4 Jahre alt zu sein, auf einem kleinen Kippelstuhl zu sitzen und zu denken, dass Erwachsene doch irgendwie merkwürdig sind?

Wer noch an den Osterhasen glaubt, hält Kurzarbeit und Wirtschaftskrise wohl für ein Märchen der Gebrüder Grimm. Sicher, die aktuelle wirtschaftliche Situation in unserer Republik ist ein Ammenmärchen - alles nicht wahr. Und natürlich gibt es auch keine Kurzarbeit in Lippstadt und Umgebung. Sowas erzählt nur der böse Wolf um uns zu verwirren. Dornröschengleich schlafen wir doch lieber im Wasserturm, warten auf den Prinzen und feiern dann mit den sieben Wirtschaftszwergen die Wiederauferstehung. Sterntaler sammelt in der Zwischenzeit die offenen Stellen ein. Und die böse Schwiegermama beißt anderswo in der Republik in die leckere Wirtschaftskrise. Die Wunschfee wirds schon richten. Frei nach dem Motto: "Und wenn sie nicht alle entlassen wurden, dann glauben sie auch heute noch an den Nikolaus."

Oh, Schreck, mit dem gehts ja weiter in der Kolumne.........

2 Kommentare:

AndreasK hat gesagt…

Schön geschrieben.

annalog - rheinisch-westfälische völkerverständigung hat gesagt…

Danke, ich liebe Lob am frühen Morgen.