Dienstag, Oktober 27, 2009

Die Lippstädter CDU und die Dekonstruktion

Die Folgen der geradezu possenhaften Selbstzerstörung der CDU treiben immer beachtenswertere Blüten. So liest der interessierte Bürger, dass nun die Pöstchen im Lippstädter Stadtrat frei nach dem Prinzip der Reise nach Jerusalem neu besetzt wurden.

Viel spannender ist aber die schon poststrukturalistsch zu nennende Verhaltensweise der CDU. Betrachtet man die CDU nicht als Partei, sondern in einer anderen Funktion als "Gegenstand", der sich selbst thematisiert, drängen sich Assoziationen mit der Dekonstruktion geradezu auf. Kurz zum Auffrischen hier ein Einblick:

"Die Dekonstruktion geht grundsätzlich davon aus, dass die Thematisierung bestimmter Gegenstände (...) andere zugleich ausgrenzt. Anstatt nur auf explizit mitgeteilte Information konzentrieren sich dekonstruktivistische Analysen daher auch und besonders auf diejenigen Faktoren, welche diese Thematisierung erst ermöglichen.(...)Dies ermöglicht dann Fragen zu stellen wie: welche Ausgrenzungs- und Etablierungsmechanismen, welche Strategien des Glaubwürdigmachens, welche hierarchischen Strukturen eines Signifikantengefüges erlauben, das entsprechende materielle Gefüge als sinnhaften Bedeutungsträger zu verstehen und auf eine bestimmte Bedeutung oder „Aussageabsicht“ zu reduzieren? An welche Konstitutionsbedingungen sind die entsprechenden Sinn- und Geltungsansprüche gebunden? Dies kann insbesondere auch Konflikthaftigkeit, Aggressivität, verdeckte Gehalte und Intentionen sichtbar machen."

Tja, treffender kann man die aktuelle Situation eigentlich nicht beschreiben. Im Klartext, die CDU betrachtet sich sozusagen gerade selbst als Gegenstand durch die dekonstruktivistische Brille und enttarnt damit alle diese bekannten Mechanismen: die Ausgrenzungen andersdenkender Mitglieder, die jahrelangen Etablierungstechniken, die Metaebene der politischen Aussagen, die stets verdeckten Strukturen hinter dem Offensichtlichen.
Und leider (oder glücklicherweise) kommen so auch die kleinen, teils miesen Emotionen ans Tageslicht.

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