Samstag, Januar 30, 2010

Augen zu und durch

Seit 7.00 Uhr höre ich schon die regen Nachbarn Schnee schippen. Da es ja immer weiter schneit, nehme ich persönlich Abstand von diesem sinnlosen Unterfangen und widme mich lieber den Wirrungen der Stadt Lippstadt.
Ja, ich habe mich gestern königinnenlich gefreut, als ich las, dass es nun doch keinen Kaufland-Markt am Güterbahnhof geben wird. Merkwürdig, dass es eigentlich alle schon längst wussten - nur die Kommunalpolitiker anscheinend nicht. Oder sie wollten es für sich behalten. Warum auch immer. Hmm, fällt den Leuten eigtentlich nicht auf, wie unglaublich lächerlich sie sich damit machen?
Meine geschätzte Heimatzeitung meint lediglich, es sei in bestimmten Kreisen vermutet worden. Huch, so kann man das auch bezeichnen.Offenbar gehört der Lippstädter Bürgermeister nicht zu diesen Kreisen der Stadt. Jedenfalls ließ er ja noch vor Monaten verlauteten, dass alles ganz klar sei und Kaufland den Markt beziehen werde.

"Bürgermeister und Investor versicherten am Freitag außerdem, dass die Firma Kaufland beim
Einkaufszentrum Südliche Altstadt weiter mit im Boot sein werde, auch wenn das Unternehmen
inzwischen an der Planckstraße eine weitere Filiale einrichten wolle. Christian Diesen räumte ein,
dass man von dem Kaufland-Coup überrascht gewesen sei, doch auch Bürgermeister Sommer
versicherte, dass die Verantwortlichen von Kaufland sofort nach Bekanntwerden der Pläne an der
Planckstraße mitgeteilt hätten, dass man an dem Projekt in der City ebenfalls festhalten wolle."
(Dank an die Kollegen von Lebendiges Lippstadt für die vorbildliche Archivarbeit.)

Vor einem Jahr zeigten sich Stadt und Wirtschaftsförderung noch siegessicher.

"Außerdem: Das Unternehmen habe schließlich mit dem Investor HLG aus Münster einen Mietvertrag abgeschlossen. „Der wird auch eingehalten“, so Coprian.
Der Wirtschaftsförderer räumte ein, dass die Realisierung des Projekts am Güterbahnhof schwierig sei. Insbesondere meinte er damit die Freistellung des Bahngeländes. Er gehe aber davon aus, dass 2010 begonnen werden könne. Die Bauzeit taxierte Coprian auf 15 bis 18 Monate."

Ok, nun halt doch nicht. War wohl nix mit den wasserdichten Verträgen und so. Ähm, hat mal einer bei Mediamarkt nachgefragt, ob die denn nun noch wollen? Ich meine, wäre ja mal ein Ansatz, sonst muss ich nachher noch lesen, dass auch Mediamarkt das wirtschaftlich lukrativere Weite gesucht hat. Andere Städte haben auch schöne Grundstücke. Angesichts des fortgeschrittenen Niedergangs der Stadt (Lehrstände, Billigläden etc.) wäre das kein Wunder. Was macht eigentlich der Wirtschaftsförderer aktuell?

Erstaunt lese ich, dass die HLG nun "neue Möglichkeiten" sehe. Achja? Alte Möglichkeiten gibt es ja auch nicht mehr. 5000 qm sollte der Kaufland belegen. Das ist ja nun mal ein Tante-Emma-Laden (Solche Läden sind ja zugunsten des Megaprojektes erfolgreich aus der Innenstadt verbannt worden)
Wie ich mich gut erinnere, äußerte Herr Sommer im letzten Jahr, es gebe keinen Plan B. War wohl doch ein Fehler, sich so naiv auf das Gefasel des Investors zu verlassen. Ein Plan B tut not - ein paar weitere Ideen C oder D (bloß nicht bis U) wären auch nicht schlecht. Denn das Dilemma ist da: Die Stadt musste das Gelände kaufen - war ja vorher klar, dass es so läuft. Gabs ja im Sonderangebot, wie wir wissen.
Mit dem Problem, dass man nicht alles kaufen sollte, was auf dem Grabbeltisch liegt.

Sehr faszinierend finde ich auch die neuesten Bekenntnisse zur angestrebten Größe des neuen Marktes. Offenbar geht keiner mehr von den 5000 qm aus. Dann passen ja wohl auch die schönen Pläne des Architekten mit Betonfetischismus nicht mehr. Was nun?

Kein Problem für die Macher. Flugs wenden wir das Mäntelchen.
War zur heißen Zeit der Diskussion noch die Rede davon, dass man keinesfalls kleinteilig bauen können (wir erinnern uns), sieht es nun offenbar ganz anders aus. Völlig sprachlos lese ich:

"Der Investor geht allerdings davon aus, dass sich die Verkaufsfläche durch einen anderen Anbieter verkleinern könnte. Wichtig sei aber weiterhin, „dass neben dem gesetzten Elektromarkt auch ein echter weiterer Ankermieter vorhanden ist.“
Aus Sicht der Stadt Lippstadt könnten eine kleinere Verkaufsfläche und damit eine Verringerung der Pkw-Stellplätze einige Problembereiche deutlich entschärfen. So wirke sich das geringere Bauvolumen positiv auf die städtebauliche Entwicklung aus. Möglicherweise könne sogar auf die Parkebene auf dem Dach des geplanten Einkaufszentrums verzichtet werden. Das wäre nach Meinung der Stadt im Hinblick auf die Lärmproblematik sogar von Vorteil."

Da kann man nur staunen, wie geschickt und mit welcher Leichtigkeit, die Dinge umgedreht und schön geredet werden. Wahnsinn, die Stadt wollte eigentlich immer kleiner bauen....Wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht. Damals war doch von gewollten "Maßstabsbrüchen" die Rede, die unbedingt nötig seien, um das Projekt zu realisieren. Ein Riesenbau müsse her um die nötige Qudratmeterzahl zu bringen.....usw. Früher gabs ein Wort für solche Leute: Wendehälse.

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