Samstag, Oktober 16, 2010

Die CDU und das christliche Menschenbild

Waltraut, Erhard und Friedrich nehmen gerade einen Imbiss (heute gibt es Huhn in Sauce) und ich lese fassungslos, wohin die CDU/CSU ihren alten Dampfer lenkt:

"Seehofer betonte: "Wir als Union treten für die deutsche Leitkultur und gegen Multikulti ein - Multikulti ist tot." "

Multikulti ist tot? Ähm, Multikulti ist Realität. Und das nicht erst seit 20 Jahren. Bekam der soundsovielste "Gastarbeiter" nicht ein Mofa geschenkt? Wo kommen eigentlich die ganzen polnischklingenden Namen im Telefonbuch her? Über die vielen Vorteile von Einwanderung redet keiner. Die Bereicherung, die die vielen Mitbürger ausländischer Herkunft darstellen, wird als normal empfunden. Auch in Lippstadt und Geseke kann man sich aussuchen, ob man lieber asiatisch, italienisch oder spanisch essen möchte.
Aber es geht ja gar nicht gegen Toni, der seine Pizza vertickert, oder gegen Kim, der freundliche lächelnd sein Curry bruzzelt. Da nehmen wir das landestypische Flair gerne hin.
Es geht eindeutig gegen die Menschen, die eben nicht aus "westlich" orientierten Ländern stammen oder dem asiatischen Raum, sondern gegen die Mitmenschen aus den sog. "muslimischen" Ländern.

Dagegen setzt die Union auf Leitkultur. Leitkultur...soso. Und was genau soll das sein? Meint Seehofer damit dieses hier:

"Der Begriff Europäische Leitkultur von Bassam Tibi bezeichnet einen Wertekonsens basierend auf den Werten der „kulturellen Moderne” (Jürgen Habermas) und beinhaltet:

* Vorrang der Vernunft vor religiöser Offenbarung,
* Demokratie, die auf der Trennung von Religion und Politik basiert,
* Pluralismus und
* Toleranz

Im Rahmen der Debatte über Integration von Migranten in Deutschland regte Bassam Tibi an, eine solche Europäische Leitkultur für Deutschland zu entwickeln. Er sprach sich für Kulturpluralismus mit Wertekonsens, gegen wertebeliebigen Multikulturalismus und gegen Parallelgesellschaften aus. Er stellte „Einwanderung” (gesteuert, geordnet) gegen „Zuwanderung” (wildwüchsig, einschließlich illegale Migration und Menschenschmuggel). (Quelle Wikipedia)

Oder eher die auf Integrationsregulierung beruhenden Thesen eines Merz?
Herrn Tibi kann ich durchaus noch folgen, Herrn Seehofer nicht mehr. Wobei schnell klar wird, worum es ihm geht:

"Seehofer betonte bei seiner Rede, einen "Rechtsdrall" der Union strebe er keineswegs an. Er wolle vielmehr "die rechten Spinner verhindern". Man müsse die politischen Verführer von den Parlamenten fernhalten, indem man auf die Sorgen der Bürger eingehe."

Alles klar, Seehofer. Die Union muss aus dem Umfrageloch. Dafür fischt man dann gerne mal am rechten Rande und bedient das angepeilte Klientel mit markigen Sprüchen.Von o.g. Werten ist bei Seehofer ja nun nichts mehr zu finden. Darum geht es der CDU/CSU auch nicht. Es geht einfach darum, den Höhenflug rechtsradikaler Strömungen aufzugreifen und zu nutzen.
Wer Lust hat, kann sich ja mal in beliebigen Kneipen anhören, welche verbalen Auswüchse Ausländerfeindlichkeit in Deutschland zu hervorbringt. Gängige Vorurteile: Die Russen sind alle in der Mafia, vertickern Drogen und arbeiten nicht. Die Türken arbeiten auch nicht und prügeln ihre Frauen oder verkaufen sie oder machen sonstwas schlimmes mit denen. Und alle Araber sind irgendwie quasi Terroristen. Asiaten finden wir ja irgendwie gut, so von wegen Buddhismus und der Wackeldackel. Menschen mit anderer Hautfarbe, naja, Neger ist da noch ein freundlicher Ausdruck.

Komischerweise tun viele immer so, als wäre jedwede Kultur eine europäische Erfindung. Ich sags ja schon lange: Kinder passt in Geschichte auf und stellt mal unangenehme Fragen, dann werdet ihr schnell feststellen, dass auch Kolumbus nur ein Scheinheiliger war. Aber das am Rande...


"Auch die CDU-Vorsitzende versicherte: "Wir fühlen uns dem christlichen Menschenbild verbunden, das ist das, was uns ausmacht." Wer das nicht akzeptiere, "der ist bei uns fehl am Platz". Gleichzeitig sollten die Deutschen über ihre Werte und die zunehmende Entfremdung von Religion sprechen, um sich über ihr Land und ihre Gesellschaft zu vergewissern."

Achso, christliches Menschenbild....Klar. Das sagt gerade die Kanzlerin von "Cash-Dealers-United", deren Auffassung von Christentum und Nächstenliebe (geprägt durch den damals real existenten Sozialismus) spätestens beim gerechten Verteilen des Geldes aufhört. Kaum Geld für Familien, Schulen, Kinder, Arbeitslose, dafür hauen wir die Kohle dann für marode Firmen raus, deren Eigentümer irgendwo auf Takkatukkaland sitzen und Schampus schlürfen. Wo ist denn das christlich?
Und warum müssen überhaupt alle Menschen Christen werden?
Da kann ich das Gemecker des Zentralrates schon verstehen.

Ist schon lustig: Die Kirchen beklagen die zunehmenden Austritte, jammern über sinkende Zahlen bei den Veranstaltungen. Die meisten Deutschen suchen eine Kirche nur ca. 4 mal im Leben auf: Taufe, Konfirmation und Kommunion, Hochzeit, Tod. Christliches Menschenbild...alles klar.

Wirklich christlich wäre ein durchdachtes, gerechtes und verständliches Einwanderungsgesetz.
Wirklich christlich wäre es auch, wenn man den Menschen überhaupt die Chance zur Integration geben würde.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Kommt ja nicht oft vor, dass du meine ungeteilte Zustimmung genießen darfst. Ist hier aber mal so ;o)