Samstag, April 16, 2011

Harald Becker - Ausstellung in der Lippstädter Rathausgalerie

Leider nur sehr übersichtlich besucht war die Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten von Harald Becker am vergangenen Freitag. Ok, er ist kein "Lippstädter Meister" und man kann auch keine euphemistischen Lippeansichten oder den Turm der Marienkirche betrachten. Wunderbar - das spricht schon deutlich für den Künstler, der seit vielen Jahren im Kreis Soest lebt und arbeitet.

Was vielen "Kunstinteressierten" der Lippestadt wohl entgangen ist: Harald Becker ist einen durchaus sehr eigenen Weg in seiner Kunst gegangen und das auch noch recht beachtlich.

Ich gebe zu, mich persönlich hat es gereizt seine Arbeit "Wiese mit Dingen" einmal komplett gehängt sehen zu können. Mit schlanken 13,50 m sprengt das Werk deutlich die Möglichkeiten der meisten Galerien.



Ein sehr sehenswertes Werk, auf den ersten Blick leicht und poppig, auf den zweiten Blick schon fast überbordend und in seiner Fülle fast bedrückend. Kein Raum, kein Platz für den Menschen innerhalb der Bildfläche, dafür mäandernde Kabel, Rohre, sich selbst und alles umgarnend. Eine eigene, fast maschinenartige Dynamik wohnt den merkwürdigen, bekannten und doch unbekannten Dingen inne, die Harald Becker in seinem Bild entstehen lässt. In der Bildmitte ein merkwürdiges Ding - der Auslöser einer Maschine? Was mag wohl geschehen, wenn jemand oder etwas diesen Schalter betätigt?

Neben den Arbeiten zum Thema "Mensch, Dinge, Landschaft" sind auch Beckers "Bildnisse aus dem Familienalbum" zu sehen. Mit ihrer präzisen Malweise und ihrer kühlen Ausstrahlung erinnern die Arbeiten an die Werke der "Neuen Sachlichkeit", doch zeigen sich auf den zweiten Blick verstörende Brüche.



Die Arbeiten erinnern an Herrschaftsbildnisse früherer Malereiepochen. Beigegeben sind den vielleicht wichtigen Personen oftmals Hunde. Herrscher früherer Jahrhunderte ließen sich gerne mit ihren Hunden abbilden, sollte doch die eigene edle Herkunft gespiegelt und verstärkt werden. Doch Beckers Bildnisse ziegen keine uneingeschränkten Herrscher, sondern merkwürdig angeschlagene Figuren. Die Räume, in denen sie sich befinden, wollen so gar nicht zum Herrschen passen: Triste Wände, kahle Fenster, Schnöde Mietshäuser im Hintergrund. Statt einer üppig gedeckten Tafel sehen wir billiges Geschirr, eine Kanne ohne Deckel. Die Gesichter wirken fahl, die Mimik ist erstarrt. Die Proportionen immer ein klein wenig verschoben, schräg.

"Atelierstillleben" bilden den dritten Bereich dieser Schau. Die Malerei selbst als Thema der Malerei, aber nicht erhöht, sondern reduziert auf den Aspekt der rein technischen Farbmischung. Im Hintergrund der Bilder dann Skizzen, die fast an Kinderzeichnungen erinnern. Auch hier wieder die Brüche, die Beckers Arbeiten ausmachen. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.


Zu sehen sind die Werke bis zum 5.06.2011 in der Galerie im Rathaus, Lippstadt.

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