Dienstag, September 01, 2009

Interviews mit dem Wahlsieger

Am Wahlabend fand die größte Fete in Lippstadt im "Goldenen Anker" statt. Bereits nach den ersten Hochrechnungen macht sich Partystimmung breit. Gemeinsam mit Stadt-TV wollen wir diesen Abend begleiten. Die etablierten Parteien gucken andernorts in die Röhre - hier ist der Bürger zu finden. Ein grandioser Sieg zeichnet sich ab und entsprechend positiv blicken die Menschen auf die Bildschirme.
Max K. (24) ordert beim Wirt erstmal eine Lage Caipirinha und strahlt glücklich: "Super, mit einem solch tollen Ergebnis hatten wir nicht gerechnet!" - und verschwindet seelig lächelnd im Gewühl. Jede neue Hochrechnung bestätigt den Trend. Nun sind es schon deutlich über 50% - da dürfen die Spitzenkandidaten sich durchaus als Wahlsieger fühlen. Mareike M, (42), Spitzenkandidatin im Bereich Ortsmitte, kämpft sich an der Seite von Heiko D. (53), Zweiter auf der Liste, den Weg durch die begeisterten Anhänger zu unserer Interviewtheke frei. Viele Hände muss sie schütteln, politische Freude klopfen ihr auf die Schulter. Applaus brandet auf. "Yes, we can!" - schallt es aus den Kehlen.


A.: Frau M, herzlichen Glückwunsch zunächst zu dem sehr beachtlichen Ergebnis. Hatten Sie mit einem solchen Erdrutsch bei den etablierten Parteien gerechnet?

M: Danke, vielen Dank. Zunächst möchte ich mich bei meinen Wählern bedanken, die mich in den letzten Wochen engagiert unterstützt haben. Das Ergebnis ist eine deutliche Abmahnung an unsere etablierten Kommunalpolitiker. Viele Menschen in unserer Stadt haben einfach die Nase voll vom generationenlangen Parteienfilz, nichtgehalteten Versprechen und persönlicher Arroganz mancher Volksvertreter. Es wurde Zeit, dass wir auf den Plan treten.

A.: Frau M, besonders die Auseinandersetzung um die zahlreichen Großprojekte in Lippstadt hat ihnen offensichtlich viele Stimmen gebracht. Was ist da passiert?

M.: Nun, der Bürger läßt sich halt nicht mehr verschaukeln. Wir sehen ja, dass in Lippstadt Stillstand statt Fortschritt herrscht. Es nützt auch wenig, wenn in der heimatlichen Presse vollmundige Artikel erscheinen. Der Bürger geht mit offenen Augen durch die Stadt und sieht die Missstände täglich. Schönreden hilft da nichts mehr. Erst wurde lange über das Güterbahnhof-Projekt schwadroniert. Von einmaligen Chancen für Lippstadt war die Rede - und was ist? Nix. (Applaus brandet auf.)

A.: Herr D., auch Ihnen herzlichen Glückwunsch. Sie haben in den letzten Wochen in Ihrem Wahlkampf besonders die Familienpolitik in den Vordergrund gestellt.

D.: Naja, wohl eher das Fehlen politischer Ansätze in diesem Bereich. Gesamtschule - ewig lange Hinhalteparolen und das taktische Aussitzen der Verantwortlichen. Nun die Streitereien über den Standort. Freibad? Allwetterbad? Die Sache hat auch einen Bart bis nach Düsseldorf. Unsere Wähler wollen Fakten und Projekte, die angefaßt werden - vom ewigen Reden wird die Situation nicht besser. Unsere Schulen gleichen einem Trödelmarkt.

A.: Wie sehen Sie die Möglichkeiten ihrer Partei nun gestalterisch einzugreifen?

D.: Wir stehen für Transparenz, schnelles Handeln und Bürgernähe. Politik vom Bürger für den Bürger. Dazu werden einige alte Zöpfe abgeschnitten. Das werden wir nun im Stadtrat umsetzen. Kein Gerede mehr, sondern Taten.

A.: Ich danke Ihnen für die schnelle Einschätzung und das Gespräch. Ihre Partei ist nun zu einer wichtigen Kraft geworden.

Eine neue Hochrechnung kommt herein: Fast 55% - das hätte keiner für möglich gehalten.

Mit dem amtlichen Endergebnis ist klar: Definitiv gewonnen haben die Nichtwähler mit 58% - das kann sich sehen lassen.

Keine Kommentare: