Donnerstag, Januar 22, 2009

Drama in zig Akten

Nach der Lektüre des höchst wohlgeratenen Artikels über eine Lesung, die Rolf Hochhuth im Lippstädter EG veranstaltete, liegt der Sprung zu aktuellen Inszenierungen nahe.

Ort: die australische Wildnis, die nicht mehr so wild ist - Künstliche Welten ersetzen die Realität. Thema: der letzte Versuch, nur irgendwas an Fame zu ernten. Personal: abgehalfterte Pseudo-Machos, aufgepustete Berdarfszicken......und bis gestern auch ein ernsthafter Schauspieler. Und Norbert (wer?????)....

Wie in einem klassischen Drama ist alles vertreten - sogar in mehrfacher Besetzung: wir hatten insgesamt zwei stürmische, jugendliche Liebhaber. Der Verbliebene vereint höchst modern in sich neomännliche Sensitivität und extrovertierte Sexualität.
Dazu die schönen Diven, teils etwas alternd, leicht künstlich gehalten, die den perfekten Zickenkampf hinlegen beim Buhlen um die Liebschaften (Zuschauer und Nico). Ein wunderbar überzogenes Abbild gesellschaftlicher Realität.Sehr gelungen auch die erotischen Verstrickungen, das bewusst Beiläufige der gewollt ungewollten Einblicke - das erregende Moment schlechthin.

Dann in der Rolle der Königinmutter eine bärbeißige Alte, mit Touch zur merkwürdigen Alten: Pseudoweisheit gepaart mit wenig Sex und viel Crime. Eine Mutter Courage der älteren Generation, die mutig und behaarlich respekt einfordert.Nur warum verliert sie immer alles?

Die Narrenrolle war auch besetzt: Norbert (wer????) als Harlekin mit runtergelassenen Hosen. Eine höchst tragische Figur, die unser Herz rührte.

Der zu entthronende Regent war auch zweifach auf der Bühne: Einmal als machohafter Geck mit nichtvorhandenem Störungsbewusstsein, dann auch noch als ruhender Pol, ganz im Sinne des trendigen Buddhismus. Stoizismus als einzig mögliche Haltung angesichts des rasenden Weltenlaufes.

Achja, und da ist dann noch die jugendliche Naive....gendertechnisch gleich auch noch jugendlicher Naiver - grandioser Schachzug seitens des Autors. Eine hippe Identikationsplattform - nach allen Seiten offen.
Den Brechtschen Chor geben Sonja und Dirk - Meister der Verfremdung und des Absurden.

Kein Wunder, dass diese Besetzung uns Momente großer Leidenschaft, tiefster Verzweiflung und unfreiwilliger Komik beschert.

Und wie es sich gehört, lichtet sich auch auf unserer kleinen Bühne nach und nach das Personal bis endlich die Katastrophe ihren Lauf nehmen kann - zur Freude und Katharsis der Zuschauer.
Wie schön wäre es, wenn der designierte neue König vor seinem Triumphzug noch eben mit leichter Hand die letzen beiden Rivalen auf der Bühne meucheln würde...

Dank dem RTL sind uns solche Sternstunden vergönnt.

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