Mittwoch, Januar 28, 2009

Englisch für I-Dötzchen

Wie sagte gestern so schön eine Patientenmutter zu mir: "Gut, dass man vorher nicht weiß, was mit Kindern auf einen zu kommt."

Stimmt, und glücklicherweise sind die ersten 5-6 Jahre mit Kind noch halbwegs entspannt - der Horror kommt erst mit der Einschulung. (Von der Pubertät rede ich nun nicht - das ist worst case.)

Mal ganz abegesehen davon, dass nun schon fünfjährige Knirpse eingeschult werden sollen, die ihren Megatonno kaum wuppen können, steht nun auch Englisch ab der ersten Klasse auf dem Programm. Welch ein Illtum, um mit Fried zu sprechen.Der Nutzen dieses frühen Fremdsprachenunterrichts ist durchaus umstritten, was aber unser Kulturministerium in seinem blinden Aktionismus nicht stört.

Man stelle sich vor: Die Kids marschieren hoch motiviert in die Penne und wollen Lesen und Schreiben - immer noch die Kulturtechniken schlechthin - lernen. Bei 8-10% der Kids geht das nicht so locker, wie sich das alle Beteiligten denken - Buchstaben werden vertauscht, ganze Silben fallen auf dem Weg zum Blatt weg, Lesen klappt auch nicht richtig und der Frust bei Eltern und Kind ist groß. Wer Glück hat, landet bei einem fachlich versierten Diagnostiker und vielleicht auch bei einem entsprechenden Therapeuten - eine Lese-Rechtschreibstörung wächst sich halt nicht aus, auch wenn viele das noch behaupten.

Außerdem sitzen in den Klassen auch noch reichlich Kids, die ihre eigene Muttersprache kaum beherrschen oder einfach eine andere Sprache sprechen - soll vorkommen.

So weit, so ungut. Und diese Kids sollen dann auch noch ab der ersten Klasse Englisch lernen. Spielerisch versteht sich, aber dennoch.

Was ein Unsinn: Klein-Justin, der kaum die Zuordnung von Buchstaben und Lauten im Deutschen hinkriegt, soll nun gleich auch noch englische Aussprache lernen und englische Vokabeln, dabei fehlen ihm im Deutschen schon die Worte. Verwirrend, nicht wahr? Und bekanntermaßen ist das Englische nicht im entferntesten so lautgetrau, wie das Deutsche. Schön, wenn Klein-Lisa englische Liedchen trällern kann, besser wäre es, sie könnte auch deutsche Texte lesen und verstehen.

Wäre es da nicht besser, die ersten Grundschuljahre mit dem sicheren Erwerb der deutschen Schriftsprache zu verbringen? Vielleicht könnte man sich im zuständigen Ministerium ja mal Gedanken über die sinnvolle Förderung lese- und rechtschreibschwacher Kinder machen, anstatt wie irre dem Ideal einer globalisierten Schülernation hinterher zu laufen?

Samstag, Januar 24, 2009

Die böse, böse Natur - und erst das fiese Wetter

Mir ging es ja ähnlich wie Andreas, der sich sehr über die wenig cosmopolitischen Prioritäten des gemeines Lippstädters wunderte.

Mich wundert aber noch viel mehr, was für ein Gewese um einen natürlichen Vorgang gemacht wird. Die Tatsache, dass ein "ausgewilderter" Heckrind-Macho mit 1,2 t Lebendgewicht nicht gerade grazil wie ihrerzeiten unsere Kathi übers Eis tanzt, sondern dabei einbricht und leider ertrinkt, ist sicher bedauerlich, aber letztendlich eine völlig normale Sache.

Es handelt sich bei diesen Rindern mit Jamaica-Touch eben um Tiere, die ganzjährig ohne menschliche Hilfe die Klostermersch beweiden sollen und dort eine neue alte ökologische Vielfalt entstehen zu lassen. Gute Idee, wie ich finde. Und dazu gehört dann eben auch, dass diese Tiere den üblichen Gefahren wie Kälte, Regen, Eis und auch wenig Nahrung ausgesetzt sind. Himmel, das sind doch keine verzärtelten, antibiotikaverwöhnten, hypchondrischen Zuchtkühe!

Soweit, so klar. Dachte ich. Aber es passierte, was ja passieren musste: ein Leserbrief geschah.

Da ist von Sorgfaltspflicht die Rede. Nun gut, bei Zuchttieren, die zu wirtschaftlichen Zwecken gehalten werden, sehe ich das ein - schon aus pekuniären Gründen, aber doch nicht bei Quasi-Wildviechern.
Kann der Mensch denn nicht endlich mal seine nervösen Finger von Dingen lassen, die auch ohne ihn funktionieren? Und zwar so funktionieren, wie es die Natur vorgesehen hat.

Aber irgendwie hat die Verbambisierung überhand gewonnen und offensichtlich ist Mensch sich nicht mehr darüber im Klaren, dass auch Mensch zu diesem System gehört...na, denn

Donnerstag, Januar 22, 2009

Drama in zig Akten

Nach der Lektüre des höchst wohlgeratenen Artikels über eine Lesung, die Rolf Hochhuth im Lippstädter EG veranstaltete, liegt der Sprung zu aktuellen Inszenierungen nahe.

Ort: die australische Wildnis, die nicht mehr so wild ist - Künstliche Welten ersetzen die Realität. Thema: der letzte Versuch, nur irgendwas an Fame zu ernten. Personal: abgehalfterte Pseudo-Machos, aufgepustete Berdarfszicken......und bis gestern auch ein ernsthafter Schauspieler. Und Norbert (wer?????)....

Wie in einem klassischen Drama ist alles vertreten - sogar in mehrfacher Besetzung: wir hatten insgesamt zwei stürmische, jugendliche Liebhaber. Der Verbliebene vereint höchst modern in sich neomännliche Sensitivität und extrovertierte Sexualität.
Dazu die schönen Diven, teils etwas alternd, leicht künstlich gehalten, die den perfekten Zickenkampf hinlegen beim Buhlen um die Liebschaften (Zuschauer und Nico). Ein wunderbar überzogenes Abbild gesellschaftlicher Realität.Sehr gelungen auch die erotischen Verstrickungen, das bewusst Beiläufige der gewollt ungewollten Einblicke - das erregende Moment schlechthin.

Dann in der Rolle der Königinmutter eine bärbeißige Alte, mit Touch zur merkwürdigen Alten: Pseudoweisheit gepaart mit wenig Sex und viel Crime. Eine Mutter Courage der älteren Generation, die mutig und behaarlich respekt einfordert.Nur warum verliert sie immer alles?

Die Narrenrolle war auch besetzt: Norbert (wer????) als Harlekin mit runtergelassenen Hosen. Eine höchst tragische Figur, die unser Herz rührte.

Der zu entthronende Regent war auch zweifach auf der Bühne: Einmal als machohafter Geck mit nichtvorhandenem Störungsbewusstsein, dann auch noch als ruhender Pol, ganz im Sinne des trendigen Buddhismus. Stoizismus als einzig mögliche Haltung angesichts des rasenden Weltenlaufes.

Achja, und da ist dann noch die jugendliche Naive....gendertechnisch gleich auch noch jugendlicher Naiver - grandioser Schachzug seitens des Autors. Eine hippe Identikationsplattform - nach allen Seiten offen.
Den Brechtschen Chor geben Sonja und Dirk - Meister der Verfremdung und des Absurden.

Kein Wunder, dass diese Besetzung uns Momente großer Leidenschaft, tiefster Verzweiflung und unfreiwilliger Komik beschert.

Und wie es sich gehört, lichtet sich auch auf unserer kleinen Bühne nach und nach das Personal bis endlich die Katastrophe ihren Lauf nehmen kann - zur Freude und Katharsis der Zuschauer.
Wie schön wäre es, wenn der designierte neue König vor seinem Triumphzug noch eben mit leichter Hand die letzen beiden Rivalen auf der Bühne meucheln würde...

Dank dem RTL sind uns solche Sternstunden vergönnt.

Freitag, Januar 16, 2009

lippstadt goes dschungel-camp

Von meinem Besuch bei der heimischen Bank meines Misstrauens zurückgekehrt, wende ich mich wieder erfreulicheren Dingen als meinem Kontostand zu: den Prüfungen....oder lieber die Kandidaten?

Sehr nett fände ich eine Auswahl heimischer Kommunalpolitiker - wegen der Hyperlokalisierung. Think global-act local.

Vorschläge nehme ich gerne an - über den Stand der Verhandlungen berichte ich gewohnt seriös.

Zu den Prüfungen:

Nett wäre anstatt des drögen Entenrennens ein Wettschwimmen der Kandidaten. Selbstverständlich die Ladies im gelben, die Herren im orangefarbenen Anzug, aufgeklebter Entenkopf und -sterz aus Plastik inklusive, aufgedruckte Nümmerchen am Achtersteven. Die geneigten Zuschauer dürfen Wetten abschließen und dem Gewinner winkt eine Woche Bootcamp für lau.

Hübsch wäre auch eine Verpflegung der Camp-Insassen mit fettigen Pommes, angebrannten Currywürstchen, laberigen Pilzen in Was-weiß-ich-Teig.......morgens, mittags, abends...sonst nix. Als besonderen Thrill könnte man an einem Tag dann im Camp ein 4-Gänge-Menue aufbauen, Tim Mälzer könnte kochen, und da fiese Leute hinsetzen, die sich an frischen Salätchen, lecker Obst, feinem Essen (noch ein Chablis dazu?)gütlich tun. Fein abgeschirmt durch einen Elektrozaun.

Sehr hübsch fände ich dann auch eine sportliche Prüfung: Robben durch einen umgeleiteten Lippearm, inklusive Schmodder, Wasserratten, Kröten, Spinnen etc. Könnte live auf den Rathausplatz übertragen werden.

Ich bin ein Star, holt mich hier raus....Lippstadt Contest

Die ganze pseudomoralinsaure Entrüstung selbsternannter Gutmenschen, urbaner Tierschützer mit Bambi-Syndrom ("Die armen Spinnen - völlig verwirrt am Kopf von Z-Sternchen Jule.") und anderer spaßfreier Möchtegernintellektueller anlässlich der wunderbaren Sendung eines Privatsenders nervt gewaltig.

Erste Möglichkeit: Abschalten oder Wegzappen oder mal mit Freunden reden oder ein Buch lesen oder Rausgehen (Rausgehen ist in Lippstadt ja im Moment schlecht, wie ich hörte. da machen die Kenipen fast gar nimmer auf). Muss man ja nicht gucken, kann man aber. Sinkende Quoten = sinkende Werbeinnahmen. Vorbei der Spuk.
Zweite Möglichkeit: Gucken und Ernstnehmen. Sicher keine gute Idee, da wir ja nun schon seit Jahren wissen: Das Camp ist nicht echt, da sind überall Kameras, da gibbet keine gefährlichen Tiere usw. Ist ja auch klar, wie soll das sonst gehen? Irre, was da manche Leute ernsthaft (kann man in Netz staunend nachlesen)glauben. Von wegen "live" und so. Live sind nur die Moderationen, denke ich.
Dritte Möglichkeit: Gucken und sich köstlich amüsieren. Meine persönliche Variante. Ist doch schon Wahnsinn, was abgewrackte Ex-P-Darsteller für ein bissi Kohle machen. Wie bescheuert müssen Frauen sein, öffentlich von ihren Schönheits-OPs zu faseln und sich unterm künstlichen Wasserfall räkeln? Wie tief muss man sinken, um den Kakao, durch den man gezogen wird, auch noch zu trinken? Kann man da alles sehen und nebenher noch die Schnodder-Moderationen und Sesamstraßen-Outfits von Dirk Bach (Der hat übrigens ganz wunderbar die Urmel-Bücher vertont. Als Wutz unschlagbar.) genießen. Einfach grandios und so schön unkorrekt.

Es gibt noch eine vierte Möglichkeit, die ich den Lippstädter Politikern ans Herz legen möchte:
Gucken und lernen. Ja, richtig gelesen: lernen!
Immerhin verdient RTL richtig viel Kohle mit der ganzen Sache und angesichts der lauen Stimmung in Lippstadt sollten die Politiker mal über Alternativen zu Hella und Co. nachdenken.
Wir haben in Paderborn den Flughafen, Hotels für die Ex-Stars haben wir auch und wir haben etwas Besonderes: die alte Kaserne in Lipperbruch. Umzäunt, abgetrennt und massig telegene Wildnis. Super! Wenigstens für die Vorausscheidungen, die dringend mal anstehen, um das Format auszuschöpfen, würde sich Lippstadt eignen.

Man könnte Winter-Camps einrichten, so im verfrorenen Bruchgebiet. (Sehr geil, dass Lippstadt nun als Gefriertruhe Deutschlands medial vermarktet wurde.) Oder im Sommer mit massig Mücken zum Quälen. Fiese Tierchen wie Kreuzottern oder irgendwelche Molche könnte man in den alten Kasernen züchten. Das schafft Arbeitsplätze.
Die Möglichkeiten für Prüfungen wären auch optimal, immerhin wurden da früher Rekruten geqüält, ist also alles da: Kletterwände, Schotterplätze, Baumklettern auch kein Problem. Und die Lippe könnte man auch noch einbeziehen....nur im Schutzanzug die Wildwasserstrecke runter? Oder mit einem undichten Kanu bis nach Irgendwo paddeln - umgeben von Lippekrokodilen? Das dusselige alljährliche Entenrennen könnte mal aufgemotzt werden. Nett wäre auch eine Prüfung im Arnsberger Wald, immerhin sollen da bald wieder Wölfe leben. Was für ein Thrill.

Kurzum: Die Chance für Lippstadt endlich ins Bewusstsein der Deutschen, ach, was sage ich, ganz Europas zu dringen und dabei noch richtig Geld zu machen.Herr Ziems könnte sein geliebtes Moonlightshopping dann mit einem public viewing verbinden und die rausgewählten Heinzels präsentieren.

Ok, nun fehlen nur noch die ersten Kandidaten, aber da fällt mir auch noch was ein.

Mittwoch, Januar 07, 2009

Floristik für lau....




Lange nicht gesehen, aber dennoch erkannt: Eisblumen.
Und noch dazu an meinen Fenstern.

Ok, in Lippstadt-Bökenförde (Bökenfelde sagte der Wetterfrosch der ARD grade...lol)waren es 27° minus - da kann Geseke wohl nicht mithalten. Meine private Wetterstation meldet als Tiefstwert der vergangenen Nacht, gemessen in 4 Metern Höhe, Ostseite, 17° minus. Reicht auch.

Dienstag, Januar 06, 2009

wie romantisch ist das denn?



Landleben hat was...vor allem, wenn die Provinz sich so winterlich romantisch präsentiert. Kein grauer Schneematsch auf den Straßen, keine traurig dahinschmelzenden Schneemänner...dafür Sonne pur und 10° minus.
Und die Sorgen von Andreas kann ich nicht teilen: In Geseke klappts noch mit den Nachbarn.

Dienstag, Dezember 30, 2008

Cafe Peters schließt

Ich hasse es, wenn immer genau die Dinge passieren, die ich abends mit Freunden in meiner Glaskugel schon vorhergesehen habe. So erinnere ich mich genau, dass ich vor nicht allzu langer Zeit die These aufstellte, dass es in Lippstadt rein geschäftstechnisch noch mächtig rappeln würde. Und so passierte es auch: es verging ja keine Woche, in der nicht irgendein Laden in Lippstadt die Grätsche machte - aber das hier hat mich nun doch irritiert.

Ich kann nicht behaupten, dass nach der Diskussion um Herrn Petri und seine politische Gesinnung meine Sympathie für Cafe Peters noch sehr groß war - eher nicht. Wir erinnern uns: Es war die Rede vom aufrechten Demokraten, die als Leserbrief durch meine geschätzte Heimatzeitung geisterte. Ich geb auch zu, dass ich nach diesem Brief das Cafe nicht mehr betreten habe - so als Ausdruck meines extremen Missfallens in Sachen Sympathiebekundung mit dem genannten Herren. Aber deswegen machen die ja wohl nicht pleite...

Womit ich beim Thema bin: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Grund für die Schließung nur in strategischen Problemen begründet liegt. Kann ich nicht. Wie formulierte ein Leser doch letztens: "Never change a winning horse". Könnte man auch als "Never change a runnig Trüffel" formulieren.
Also entweder, das funzt alles finanziell nicht mehr, oder es ist irgendwas anderes passiert. Jedenfalls schließt doch kein normaldenkender Geschäftsmann ein florierendes Cafe. So doof kann man nicht sein.

Freitag, Dezember 19, 2008

Gesamtschule für Lippstadt oder lieber alte Besen?

Wer, wie ich, stets aufmerksam und gewogen die Berichterstattung unserer Heimatzeitung verfolgt, stieß in den letzten Tagen immer wieder auf das Thema Gesamtschule. Einerseits beherrschte es die redaktionellen Themen - andererseits tauchten vermehrt Bürgermeinungen dazu auf. Grundtenor dieser Leserbriefe war und ist der Wunsch nach der Einrichtung einer Gesamtschule, wie auch hier.

Was mich dann sehr erstaunte, war folgender Leserbrief, der das hohe Loblied der Hauptschule singt.

„Never change a winning horse“, heißt es in einem englischem Sprichwort. Davon scheinen die Befürworter der Gesamtschule noch nichts gehört zu haben. Denn ob diese Schulform sich langfristig zu einem „winning horse“ entwickeln wird, halte ich für äußerst fragwürdig. Man berücksichtige in dem Zusammenhang nur die Ergebnisse der Zentralen Abschlussprüfungen nach Klasse 10, bzw. der Lernstandserhebungen am Ende der Jahrgangsstufe 8, bei denen die Gesamtschulen in den meisten Fällen unter denen der anderen Schulformen lagen.
Nach meinen Informationen liegt im Kreis Soest die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus der Sekundarstufe I, die in ein betriebliches Ausbildungsverhältnis vermittelt werden können, bei den Hauptschulen weit vor der Zahl der anderen Schulformen. So schlecht scheint der Ruf dieser Schulform in der Wirtschaft nicht zu sein."


Merkwürdig, dass so ganz andere Informationen hier zu erhalten sind:

Jeder zweite Hauptschüler hat auch 13 Monate nach Schulabschluss noch keine berufliche Ausbildung gefunden.
30 Monate nach Schulende konnten immer noch 40 Prozent der Hauptschüler nicht in eine qualifizierte Berufsausbildung vermittelt werden.
Besonders groß sind die Probleme für junge Männer ohne Hauptschulabschluss oder mit nur schlechten Noten sowie für Migrantenkinder. (Wie sich diese Situation aus Sicht der Betroffenen darstellt, können wir heute im Patriot nachlesen.)
Das duale System von betrieblicher Lehre und Berufsschule habe eine seiner «traditionell großen Stärken» eingebüßt, «Kinder aus bildungsschwächeren Gruppen durch Ausbildung beruflich zu integrieren».
Mit wachsender Kinderarmut verschärfe sich das im deutschen Bildungssystem ohnehin vorhandene Problem der fehlenden Chancengleichheit - selbst bei gleich intelligenten Kindern aus Unterschichts- wie aus Akademikerfamilien.

Hmm, also scheint die Hauptschule nun doch nicht soooo irre gut zu sein. Und wie sieht es eigentlich mit dem üblichen Vorurteil aus, Gesamtschulen seien schlechter, als andere Schulen? Auch nicht so wirklich wahr, vermute ich.

Auf der Seite des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes NRW lese ich, dass die integrierte Gesamtschule in Bonn-Beuel (schäl sick ess schick)zu den besten fünf Schulen Deutschlands gehört - amtlich bestätigt.

Auch sehr spannend, was der VBE dazu sagt:

"VBE: Leistungen der Gesamtschulen anerkennen!
Dortmund, 29.08.2008 "Die heute von der Bochumer Schulforscherin Gabriele Bellenberg vorgelegten Zahlen zur Gesamtschuloberstufe sprechen eine deutliche Sprache für die Leistungen dieser Schulform", kommentiert der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. "Dass es den Gesamtschulen gelingt, 90 Prozent der Oberstufenschülerinnen und –schüler zur Fachhochschulreife oder dem Abitur zu führen, kann sich sehen lassen."

In den vergangenen Wochen ist in Bezug auf die Gesamtschulen vieles vermischt und aus einem eingeschränkten Blickwinkel dargestellt worden. Wer die Leistungen der Gesamtschulen innerhalb des nordrhein-westfälischen Schulsystems wirklich einordnen will, muss sie konsequenterweise mit den Leistungen des gegliederten Schulsystems und nicht ausschließlich mit denen der Gymnasien vergleichen. Bellenberg weist zu Recht darauf hin, dass die alleinige Betrachtung der Sekundarstufe II kein vollständiges Bild von den Leistungen dieser Schulform ergeben kann."

Ähnliches kann man dann auch noch auf der Homepage des WDR nachlesen.

Fazit: An dem Vorurteil, Gesamtschulen seien so extrem schlecht, ist wenig bis gar nichts. Es gibt halt immer gute und schlechte Schulen.
Das Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem ist mitnichten zukunftsorientiert, sondern eher im schlechten Sinne konservativ. Mit Sicherheit ist es kein "winnig horse" (erinnert mich ja eher an Pferdewetten, sondern ein alterschwacher Gaul, dem man keine Rennen mehr zumuten sollte.


Wisse: Man informiere sich besser, bevor man irgendwelche halbgaren Meinungen kolportiere.

Freitag, Dezember 12, 2008

Lippstadts Gesamtschule oder "mit dir spiele ich nicht mehr".

Es grenzt ja langsam an eine Provinzposse, aber eine von der bitteren Art.

Nur zur Erinnerung: Mündige Bürger wählen so alle paar Jahre ihre politischen Vertreter und erteilen diesen damit den Auftrag, in ihrem (also dem Bürgersinne) zu debattieren, abzuwägen und zu entscheiden.

Das Lippstädter Syndrom beginnt schon damit, dass offenbar viele gewählte Kommunalpolitiker den oben skizzierten demokratischen Weg längst vergessen haben. Der Lippstädter Bürgerwille tritt anscheinend nur alle paar Wahljahre auf den Plan - dann wird selbiger Bürger umworben und mit Versprechungen geködert - ganz wie im echten Leben der dusselige Hund mit dem Leckerli. Der Bürger, sorry, der Hund, gibt brav Pfötchen, bekommt das Leckerli und wird dann schnurstracks ins Körbchen geschickt.

Der Lippstädter Bürger darf auch fein ins Körbchen und da "Platz machen". Nun können Hunde (ein Segen) nicht reden - ihr Bellen reicht manchmal schon. Der gemeine Bürger kann das durchaus, also das Reden, und er kann so via Befragung seine Meinung zum Leckerli mitteilen.

Das taten die Bürger denn auch und forderten für ihre Jungbürger (das sind übrigens angehende Wähler) eine Gesamtschule. Soweit, so gut und auch völlig nachvollziehbar, angesichts der Bildungsmisere. (Eine Krise des deutschen Schulsystems, besonders der Hauptschule, wird ja von der CDU beharrlich weggeredet - ändert aber nix.)

Übrigens belegte eine Bonner Gesamtschule beim deutschen Schulpreis 2008 den zweiten Platz. Soooo furchtbar schlimm können Gesamtschulen also nun auch nicht sein - wobei ich hier mal einflechten muss, dass in meiner vielgeliebten rheinischen Heimat nun schon die vierte Schule dieser Art gebaut werden soll - auch aufgrund des Elternwillens und diese Eltern dort lassen sich nicht verschaukeln.

Apropos verschaukeln. Der hoffentlich geneigte Leser könnte sich ja langsam mal fragen, warum ich eigentlich am frühen Morgen so auf Schaum bin. Nun, wegen dieser Pressemitteilung der Stadt Lippstadt, die mir via Verteiler ins Postfach flatterte.

Alleine die Headline ist schon ein Brüller: "BM Sommer: "Ball liegt nicht bei uns"
Getätigte Aussage der Bezirksregierung zurückgenommen – Stadt hat ihre Hausaufgaben gemacht – INI muss Planungsstand offenlegen"

Aha, Herr Sommer steht als Anspielpunkt in Sachen Gesamtschule nicht zur Verfügung. Nach der Ballabgabe, die seiner Meinung nach stattgefunden hat, verzog er sich wohl in die Defensive (Viererkette mit Frau Bartmann-Salmen, Herrn Bäumer und einem unbekannten Neuling) und harrt da dem Gegenangriff? Ok, die stehen hinten tief drin, aber so macht man mit Sichheit keine erfolgreiche Kommunalkpolitik. Vielleicht hat Herr Sommer den Herrn Knapp einfach nicht lieb?

Was dann im Text folgt, ist eine lange Reihung von Versuchen, die Verantwortung von sich zuweisen. Das erinnert mich stark an die biblische Argumentation vom Splitter im Auge des Bruders (also hier der INI)und dem Balken im eigenen Auge. (Äh, bei Lukas, glaube ich.)
Was auch zu lesen ist, sind merkwürdige Argumente über Finanzierungen, über Anträge und drohende "Nichtmitentscheidungsmöglichkeiten" der Stadt. Hmm, für den unbedarften Bürger könnte der Eindruck entstehen, eine Schule in privater Trägerschaft sei ein absolutes Novum in der Lippestadt. Stimmt nicht, liebe Mitbürger, denkt da nur mal an das Evangelische Gymnasium (warum heißt das wohl so?) oder die Marienschule..oder Overhagen. Aber warum ist das in diesen Fällen alles viel besser und geradezu wünschenswert? Warum ist denn eine Gesamtschule eine so entsetzliche Bedrohung für Lippstadt? Was ist so furchtbar am Verzicht auf frühzeitige Selektion? Warum dieser Tanz ums goldene Kalb? Warum ist der Elternwille quasi Pillepalle?


„Viele Fragen sind hier noch offen geblieben“, stellt Bürgermeister Sommer abschließend heraus, „und die Antworten ist nicht die Stadt schuldig geblieben."

Das mit den offenen Fragen sehe ich auch so. Nur das mit den geschuldeten Antworten nicht.
Bei mir entsteht eine ganz neue Frage: Cui bono?

Lippstadt trotzt der Rezession

Guck mal an, was ich da heute morgen auf der Seite der Lippstädter SPD lese:

"Lippstadt (spd). Anlässlich der Planungen, auf dem ehemaligen Schlachthofgelände an der Klockowstraße einen weiteren SB-Markt zu errichten, richten die Lippstädter Sozialdemokraten am 3. Adventssonntag von 11.30 bis 14 Uhr einen Informationsstand am AWO-Kindergarten Panama aus. Ziel der Veranstaltung ist es, die Öffentlichkeit umfassend über das umstrittene Bauvorhaben informieren und mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen"

Hab ich irgendwie verpasst - also die Info, nicht den Termin. Was soll denn da gebaut werden? Ein Kaufland? Oder vielleicht ein neuer Real?

Der deutsche Blätterwald rauscht nur so von Unkenrufen über die drohende Krise und Lippstadt verhält sich (in diesem Falle dummerweise) total antizyklisch.

Wer soll denn da noch einkaufen? Rechnen die Lippstädter mit einem kurzfristigen Zuzug tausender genervter Griechen? Oder kommt die Flüchtlingswelle aus Afrika hier an?
Ach, nee, ich weiß, das ist für die zig Studis, die nun bald den anderen FHs (speziell natürlich Soest) den Rücken kehren und in Lippi-Town studieren...

noch einmal schlafen.....

...dann habe ich Kolloquium...und dann wohl glücklich endlich mein Zertifikat in der Hand.Eine daumendrückende Blogger-Welt ist erwünscht...erforderlich ....nötig?

Donnerstag, Dezember 04, 2008

Danke, liebe CDU!

Danke, für das wunderbare Geschenk, das ihr mir zu Weihnachten unter den Baum legt. Ein wenig früh zwar - aber dennoch sehr willkommen. Ein Bekenntnis zur deutschen Sprache soll ins Grundgesetz lese ich z.b. hier.

Alleine die möglichen Auswirkungen eines solchen Gesetzes lassen mich freudig strahlen. Und die sich eröffnenden Möglichkeiten krudester Übersetzungen für Begriffe aus verschiedenen Sprachen, die im Deutschen Einzug gefunden haben, ( wie übersetzen wir dann Omnibus? ) werden mir viele düstere Winterabende verschönern. Besonders freue ich mich auf die anarchische Gegenbewegung, die vielleicht entstehen wird. Eine Art Pidgin-faselnde Sprachgemeinde, die sich quer durch die Gesellschaft ziehen könnte, und die Freiheit des Ausdrucks hochhält. Einfach cool...

Wie schön, dass wir in Deutschland keine anderen Probleme haben.

Freitag, November 21, 2008

Blätterwald

Kurz vor dem drohenden Wintereinbruch, der seit Tagen medial wie ein Damoklesschwert über uns baumelt, hier noch ein paar Tipps für lauschige Surfstunde am heimischen PC:

Unser Schäfer hat es ja nun geschafft....die berühmten 15 Minuten Ruhm hat er schon lange erreicht. Und am 30.11.kommt er zum Weihnachtsmarkt nach Geseke..mit Mama.

Wer eher auf "Kultur" steht, findet auch was: Heute Abend wird die Ausstellung mit Arbeiten Lippstädter KünstlerInnen in der Rathaus-Galerie eröffnet.

Nachlese: Bürgerentscheid war gestern, hochwertige Architektur ist morgen? Naja, ich glaube es ja noch nicht - andere auch nicht. Und das ganze Desaster findet nun auch hinreißenden lyrischen Ausdruck - auch ein Desaster. Schön, dass unsere Stadt so sauber ist, auch wenn der "Mop" eher alt ist.....

Mittwoch, November 19, 2008

Supermamis go home!

Ok, ich plädiere ja schon seit Jahren für einen entspannteren Umgang mit der eigenen Brut und dieser Artikel hat mich wieder mal bestätigt.

Wie krank ist das? Nach der Babyolympiade ("wie, deiner kann noch nicht sitzen? Dabei isser doch schon 4 Monate alt....meine kann das, ist ja auch ein Mädchen" - Kreisch!) kommt nun die Offensive der Superkigakids. Schreckensbleich lese ich von Englischkursen für Pampersträger, von Quantenphysik für Barbiefanatikerinnen und auch noch von Literaturkursen für Silbenstammler.....oh Herrin, hilf.

Wie konnte mein Sprößling nur die ersten Lebensjahre unbeschadet überstehen? Oder ist schon alles verloren? Wird er nie ein Genie werden? Hoffentlich nicht - Genie sein ist auch nicht cool.
Sohnemann, nun leicht pubertär, fläzt mit seinem Kumpel chipsmampfend auffem Sofa rum und guckt dabei Hogfather, spielt völlig unpädagogisch finalen Weltkrieg im Gartenbeet, ballert mal eben die bösen Außerirdischen weg, diskutiert stundenlang über StarWars oder Spiderman, liest literarischen Schund wie Fantasy oder Eragon, bohrt auch mal in der Nase, gammelt auf der Suche nach Comics durch die City, schnitzt sich Stöcke für den Kampf mit Lichtschwertern und benimmt sich insgesamt wie ein völlig normales Blag. Hin und wieder haben wir uns anne Köppe - wie sich das gehört beim Großwerden. Dann bin ich die blödeste Mutter der Welt und ich könnte ihn an die Wand nageln. Völlig normal und mit Sicherheit gut für die Entwicklung.

Nun höre ich die Supermoms unken: aus dem wird nie was, der geht auf Stütze....Pustekuchen, Mädels. Alles in Ordnung. Er hat einfach nur das, was man früher mal Kindheit nannte. Ist heute völlig out, megaout sozusagen - aber den Luxus leisten wir uns.

Wundersame Wanderung der Weihnachtspyramiden

Am Wochenende weilte ich mitsamt Familie in der rheinischen Heimat (wobei man zugeben muss, dass der Rest meiner Kleinfamilie eher ostwestfälisch geprägt ist, aber man arbeitet ja immer an der Völkerverständigung). Nach der üblichen Diskussion, welches der vielen Museen denn dieses Mal auf dem Programm steht (mein frühreifer Sohn wollte gleich 4 Stück abarbeiten), entschieden wir uns für die Ausstellung in der Bundeskunsthalle "Rom und die Barbaren".

Ich sage es gleich: lohnt sich nicht wirklich. Schade eigentlich, denn man hätte aus dem Thema viel machen können - besonders für den bildungsmiserengeschädigten Nachwuchs. (Die Kinderanzahl war trotz Wochenende übrigens recht überschaubar, aber das ist meistens so.) Viele Vitrinen, wenig Erläuterungen und vor allem wenige zeitgemäße Elemente. Das Ganze hatte den Muff der achtziger Jahre an sich und diente sicher nicht dazu, die Begeisterung für das doch spannende Thema der Völkerwanderung zu wecken.

Immer, wenn ich in Bonn bin, lese ich natürlich auch den Bonner Generalanzeiger. Was für den Lippstädter der Patriot, ist für mich eben der Generalanzeiger. Und da meine Mutter brav den Müll trennt, kann ich auch gleich die Ausgaben der vergangenen Woche lesen - dann lohnt es sich wenigstens. Und was las ich da? Einen Bericht über den anstehenden Weihnachtsmarkt in Bonn. Guck an, auch die Bonner stehen auf Weihnachtspyramiden und das sogar richtig, denn statt einer Pyramide werden dort dieses Jahr zwei Stück stehen. Vielleicht ist ja die aus Lippstadt dabei? Die Bonner erweitern ihr Angebot, denn bekanntermaßen schläft die Konkurrenz ja nicht. Und was passiert in Lippstadt? Der Markt wird verkleinert.
Wundersamerweise wird uns das dann auch noch als ein "mehr" verkauft, aber mehr Häuschen unter dem dusseligen Lichterdach (das nun endlich mal wegkönnte)bedeuten nicht, dass auch insgesamt mehr los ist - im Gegenteil. Weniger scheint hier Trumpf zu sein.Aber ob sowas funktioniert, wage ich zu bezweifeln.

Freitag, November 14, 2008

Lippstädter Künstler/innen

Ein kleiner Veranstaltungshinweis für alle, die nächsten Freitag noch nichts vorhaben oder die Woche kulturell ausklingen lassen möchten:

Um 19.30h wird am 21.11. in der Rathausgalerie in Lippstadt die Jahresschau Lippstädter Künster/innen eröffnet.
Wer immer schon mal wissen wollte, was in Lippstadt so künstlerisch läuft, kann sich hier einen Eindruck verschaffen.

Montag, November 10, 2008

Lippstadts Aufbruch in die Postmoderne?

Wie wir alle heute morgern unserer geschätzten Heimatzeitung entnehmen konnten, hat der Bürgerentscheid nicht genügend "Ja"-Stimmen gegen das bahnbrechende Einkaufs-Projekt der "hochwertigen Architektur" gebracht. (Die Unsinnigkeit der Fragestellung wird mit Sicherheit in die Geschichte eingehen.)

Nun in katatonische Starre oder gar Frustration zu verfallen, ist weder sinnvoll noch angemessen. Es ist viel erreicht worden. Noch vor einigen Monaten wären solch sinnlose Entscheidungen wie die, für den Betonkasten, in Lippstadt widerstandslos durchgekommen, wie schon beim Cineplex geschehen. Nun nimmt der Bürger aktiv an der Gestaltung der Stadt teil und verschafft sich Gehör, was bei manchem Verantwortlichen sicher ein fieses Ohrenklingeln hervorruft.

Nach dem 09.11. ist in Lippstadt nichts mehr, wie es vorher war: vorbei die Zeiten dämmrigen Dornröschenschlafes, vorbei die Zeiten des kommunalen Regierens ohne den Bürger - und eigentlich sind wir damit schon mitten im Kommunalwahlkampf. Und an diesen wird so mancher der Kommunalpolitiker leicht irritiert gedacht haben, als ihm klar wurde, dass über 8.000 Bürger dieser Stadt nicht mehr zum "Durchwinken" bereit sind.

Spannend wird für mich nun die Frage, wie es am Güterbahnhof weitergehen soll und wie hier die kommende Entscheidungen getroffen werden. Lernt der Rat der Stadt nun und macht das weitere Procedere transparent? Werden die Versprechungen z.B. hinsichtlich der Anbindung an die Lange Straße eingehalten? Können alle nötigen Grundstücke erworben werden? Wird das alles wirklich die erhofften Effekte bringen? Wird der "Soest-Knick" vermieden oder stehen wir in 10 Jahren mit einem leeren Betinkarton da? Bekommen wir nun wirklich "hochwertige Architektur" oder doch nur LIDL-Niveau? Und stürmen dann bald massenweise potente Käufer von außerhalb die Innenstadt um die Geschäfte leerzukaufen? Hier sind nun die Politiker gefordert, die so vehement für das Projekt eingetreten sind. An ihren Früchten werden sie gemessen. Ich freu mich schon auf die Erntezeit.